Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Vorweg: Der CO2-Fussabdruck eines Lebensmittels hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielen Art der landwirtschaftlichen Produktion (konventionell vs. ökologisch), saisonale, regionale, inländische Produktion bzw. Import per Lkw, Schiff oder Flugzeug, unterschiedliche Verpackungsarten und ob es sich um Frischwaren oder Tiefkühlwaren handelt, eine entscheidende Rolle. Bio-Meeresprodukte sind, wie auch bei Land-Produkten, zu bevorzugen.
Wir haben zwar keine spezifischen Werte des ökologischen Fussabdrucks von Wakame gefunden, dafür aber von anderen Seetang-Arten: getrockneter Zuckertang (S. latissima) kommt auf 6,12 kg CO2eq/kg und frischer, noch nasser auf 0,16 kg CO2eq/kg.16 Eine Rotalgenart (Gracilaria lemaneiformis) zur Agarherstellung kam sogar auf einen negativen CO2-Fussabdruck (-7,21 kg CO2eq/kg), d.h. die Algen konnten mehr CO2 speichern als sie durch die Produktion freisetzten.17 Im Durchschnitt ist Seetang ein sehr klimafreundliches Lebensmittel.
Algenfarmen scheinen im Vergleich zur Landwirtschaft an Land nachhaltiger zu sein. Denn für die Kultivierung von Tang braucht es kein Frischwasser (Stichwort Wasserfussabdruck), keine chemischen Düngemittel und keinen Boden – was wesentliche negative Faktoren der Bewirtschaftung an Land sind.13 Im Gegensatz zu Seetang (Makroalgen), baut man Mikroalgen (z.B. Chlorella vulgaris) oft an Land in künstlichen Becken an; was mehr Input verlangt.14,15
Algen entfernen CO2 aus der Atmosphäre, was dem Klima zugutekommt. Laut Forschenden des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen nehmen Braunalgen grosse Mengen an Kohlendioxid aus der Luft auf und geben einen Teil des darin enthaltenen Kohlenstoffs in Form von Schleim wieder an die Umwelt ab. Da der Algenschleim namens Fucoidan für andere Meeresbewohner schwer abbaubar ist, bleibt der Kohlenstoff darin gebunden und gelangt für lange Zeit nicht zurück in die Atmosphäre. Forschende schätzen, dass Braunalgen damit jährlich bis zu 550 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen könnten.7
Braunalgen beeinflussen die Atmosphäre und das Klima auch, indem sie – und insbesondere Algen der Gattung Laminaria – als starke Jodspeicher auch wieder viel Jod emittieren. Die Jod-Emissionen haben nachweislich einen Einfluss auf die Aerosolbildung, die Bildung von Küstenwolken und auf die Erwärmung des Klimas. Steigende globale Jod-Emissionen könnten eine Beschleunigung des Abschmelzens von arktischem Meereis auslösen.18,19
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Wakame bezeichnet man oft als eine der schlimmsten invasiven Arten der Welt. Obwohl Wakame kaltes Wasser bevorzugt (5-20 °C), zeigt sie eine grosse Toleranz gegenüber Sonnenlicht und Temperatur. Sie ist in der Lage, hohen Wellengang, Salzgehalt und andere raue Umweltbedingungen zu ertragen. Sie kann aufgrund ihres grossen und auffälligen Sporophytenstadiums ein dramatisches Erscheinungsbild bei hohen Populationsdichten an stark invasiven Standorten ergeben. Die Situation in Australien zeigt jedoch, dass Wakame zwar sehr erfolgreich in ein breites Spektrum von Küstengebieten eindringen kann, aber nur wenige Beweise für direkte schädliche Auswirkungen vorliegen.3,8,9
Der kommerzielle Algenanbau in immer grösseren Gebieten führt zu einer Aufnahme von elementaren Nährstoffen durch Algen. Dies kann schädliche Folgen für das Meeresökosystem haben, unter anderem eine Reduzierung des Wachstums von Phytoplankton, Störung der marinen Nahrungsnetze, erhöhte Lärmbelastung durch Erntemaschinen, Zunahme von Algenkrankheiten, welche wilde Algenpopulationen gefährden, sedimentäre Anoxie und Hypoxie (Sauerstoffarmut) in Grundgewässern. Es ist deshalb essenziell, die Umweltverträglichkeit auf das umliegende Ökosystem zu analysieren, bevor ein kommerzieller Algenanbau in neuen Gebieten erfolgt.10
Weltweites Vorkommen - Anbau
Die Braunalgenart Wakame (Undaria pinnatifida) ist in den kalten gemässigten Meeren Chinas, Japans und Koreas beheimatet. Man führte sie an vielen anderen Orten (beabsichtigt und unbeabsichtigt) ein, darunter im europäischen Atlantik, im französischen Mittelmeer, in Australien und Neuseeland. Sie gilt als invasive Art mit einer hohen Toleranz gegenüber Licht, Temperatur und Salzgehalt (siehe Kapitel "Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl"). In China, Japan und Korea kultiviert man Wakame in grossem Umfang.1,3,8
In der EU sind 99 % der Algenproduktion aus wilden Beständen. Auf globaler Ebene liegt ein gegenteiliger Trend vor: 99 % der Algen stammen aus dem Kulturanbau. Obwohl grosse Teile der europäischen Meeresregionen wie das Mittelmeer und das Schwarze Meer nicht für den Algenanbau geeignet sind, bleibt das bisher nicht genutzte geeignete Gebiet für Algenanbau gross. Die atlantischen Gewässer sind für den Anbau von Kaltwasseralgen, wie Wakame geeignet. Teile der Ostsee sind ebenfalls geeignet. Diese müssen jedoch genügend kalt sein und einen ausreichend hohen Salzgehalt für Kaltwasseralgen aufweisen.10
Der Konsum und die Nachfrage nach Algen nehmen in der europäischen Bevölkerung zu. Die berechnete Erntemenge aus potenziell nutzbaren europäischen Gebieten ist jedoch kleiner als die prognostizierte Nachfrage auf den europäischen Märkten. Daher ist es wichtig, neben der Erweiterung der Algenkultivierung auch Forschung zu betreiben, um die Algenzucht zu optimieren. Dies beinhaltet die Identifizierung der am besten geeigneten Arten für den Anbau, die Entwicklung innovativer Aufzuchttechniken sowie die Verbesserung der Erntemethoden.10
Wild zu finden
Heimisch ist Wakame in den kalt-gemässigten Gebieten des nordwestlichen Pazifiks (an den Küsten von Japan, Korea, Russland und China). Nicht-heimisch, bzw. invasiv findet man Wakame beinahe weltweit.8
In ihrer nordostasiatischen Heimat ist Wakame eine einjährige Winterart, die felsige Substrate von der niedrigen Gezeitenzone bis in 18 m Tiefe bewohnt und in Tiefen von 1 bis 3 m weitverbreitet ist. Die Algen können bis zu 1-1,7 cm pro Tag wachsen, eine Länge von 1,3 bis 2 m erreichen und haben eine max. Lebensdauer von etwa 6 bis 8 Monaten.8 Der Thallus (Vegetationskörper) von Wakame ist mit einem faserigen Halteapparat fixiert, der als Wurzel fungiert, während die Mittelrippe am Ende mit eingerollten flügelartigen Blättern verbunden ist. Sporophylle (Sporenblätter) sind nur bei reifen Pflanzen vorhanden.3
Anbau - Ernte
Elternpflanzen, die man für die jährliche Sporenproduktion verwendet, hält man nach der kommerziellen Ernte Ende April in der Regel bis Ende Juni an den Leinen im Meer, bis der Aussaatprozess (Brüterei) beginnt. Ende Juni, wenn die Meerwassertemperatur auf 18-19 °C ansteigt, schneidet man die gut ausgereiften Sporenblätter (Sporophylle) von den Sporophyten ab, bringt sie an Land und trocknet sie bei Umgebungstemperatur für 1 bis 2 Stunden an einem schattigen Ort. Die Sporophylle legt man dann in gefiltertes Meerwasser bei Umgebungstemperatur (16-18 °C), um Sporen freizusetzen. Wenn die Sporenkonzentration im Wasser 100'000-150'000 pro Milliliter erreicht, setzt man die Kollektoren ein (2 mm dicke Nylonschnüre, die um einen Kunststoffrahmen aus PVC-Rohren gewickelt sind). Sobald die Schnüre mit genügend Sporen besät sind, entfernt man die Kollektoren aus dem Aussaattank, und transportiert sie in Tanks mit gefiltertem Meerwasser für den nächsten Schritt des Brutvorgangs. In der nördlichen Hemisphäre beginnt die Aufzucht im Juni mit der Aussaat der Sporen auf die Kollektoren und endet Ende September, wenn die Meerwassertemperatur auf 22 °C sinkt, was für ein schnelles Wachstum der 200 µm (0,2 mm) langen Sporophyten optimal ist. Man bringt die Kollektoren dann ins offene Meer, wo sie in einer bestimmten Wassertiefe weiterwachsen.11
Die eigentliche Kultivierung von Wakame im Meer beginnt, indem man Langleinen horizontal auslegt und in Abständen von 35 bis 40 cm Sporenfäden anbringt. Diese Fäden hängen im Wasser, normalerweise innerhalb von 1 m unter der Oberfläche. Die ersten Sporlinge sind ca. 1 cm lang. Zwischen der Auspflanzung im Oktober und der Ernte im April erreichen sie eine Länge von 2 bis 3 m. Jede einzelne Langleine kann etwa 80-130 kg frische Wakame-Biomasse produzieren. Entscheidend für das endgültige Produktionsgewicht sind Standort, Wasserströmung (bevorzugt ist starke Strömung) und Wassertiefe.11
Die Ernte beginnt im Februar, wenn die Algen ca. 1,5-2 m sind, und endet Ende April. Man erntet Algen von Hand, indem man sie vom Hauptanbauseil abschneidet. Sporophylle (Sporenblätter) und Thalli (Vegetationskörper) verpackt man getrennt und transportiert sie zur Verarbeitungsanlage.11
Sporophylle friert man sofort ein, während man die übrigen Teile ca. 20-60 Sekunden lang in heissem Wasser (85-95 °C) badet. Anschliessend salzt man die Pflanzenteile gründlich und presst sie über Nacht mit schweren Gegenständen, um das überschüssige Salzwasser zu entfernen. Danach trennt man Mittelrippen und Blätter von Hand ab, verpackt sie in Kisten und lagert sie bei einer Temperatur von -5 bis -15 °C.11
Durch das Blanchieren der Wakame-Algen ändert sich deren Farbe von Braun zu Grün. Der Farbwechsel ist auf eine Veränderung der mit dem Chlorophyll verbundenen Enzyme zurückzuführen und tritt oberhalb von 65 °C ein. Erhitzt man Braunalgen jedoch zu lange bei zu hoher Temperatur, baut sich das Chlorophyll zu Phäophytin ab und die Farbe verändert sich zurück zu braun. Auch ein fehlerhafter Kochvorgang kann dazu führen, dass Wakame während der Lagerung wieder eine braune Farbe erlangt.12
Beim allfälligen Trocknungsprozess wäscht, zerkleinert, entsalzt und trocknet man Algen. Grosse Mengen von Wakame trocknet man häufig in Walzentrocknern.12 Es gibt auch an der Sonne getrocknete Wakame-Algen.11 Eine schonende Trocknung unter 42 °C führt zu Produkten in Rohkost-Qualität. Weitere Informationen finden Sie unter Wakame, getrocknet.
Weiterführende Informationen
Die Makro-Braunalge Wakame (Undaria pinnatifida) gehört der Familie der Alariaceae innerhalb der Ordnung Laminariales an.
Lesen Sie auch unsere Artikel zu anderen Braunalgen wie Arame, Blasentang, Kombu-Algen (getrocknet) und Laminaria-Algen (Laminaria spp.) und über Rotalgen (Seetang) wie Knorpeltang, Dulse (Lappentang, getrocknet) und Nori-Blätter.
Alternative Namen
Wie nennt man Wakame auf Deutsch? Die japanische Bezeichnung Wakame verwendet man auch im Deutschen und Englischen. Im Englischen bezeichnet man Wakame zudem als sea mustard oder Japanese kelp.
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