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Orangen - Ökologischer Fussabdruck

Ist die Produktion von Orangen umweltfreundlich? In unserem Beitrag lernen Sie mehr über den ökologischen Fussabdruck von Orangen, über Pestizide, Ethylen und künstliche Wachsschichten.

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

In einer deutschen Studie zur Berechnung des CO2-Fussabdrucks von Obst und Gemüse bezifferte man denjenigen von Orangen mit 0,3 kg CO2eq/kg. Ähnliche Emissionsmengen entstehen bei der Produktion von 1 kg regionalen Äpfeln oder Birnen.23 Da Orangen oftmals nicht regional wachsen, importiert man sie in grossen Mengen aus anderen Ländern wie Spanien, Brasilien oder Italien (der Verzehr in der Schweiz im Jahr 2015 lag bei 156'000 Tonnen). Die dadurch bedingten langen Transportwege erhöhen die Belastung auf die Umwelt massgeblich.19 Die benötigte Wassermenge zur Produktion von 1 kg Orangen liegt bei 560 Litern, deutlich weniger als für Äpfel (822 Liter) oder Birnen (922 Liter).24

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?.

Die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzten Pestizide und Herbizide finden sich oftmals auch im Endprodukt. Obwohl sich ein Grossteil dieser Pflanzenschutzmittel auf der Schale befindet, können sie beim Schälen und Schneiden auch auf das Fruchtfleisch gelangen.25 Diese Pflanzenschutzmittel haben nicht nur negative Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf die menschliche Gesundheit.26 Man sollte beim Einkauf entsprechend auf Ware aus biologischer Landwirtschaft zurückgreifen, wo man auf den Einsatz solcher Chemikalien verzichtet.

Weltweites Vorkommen - Anbau

Woher kommt die Orange? Ursprünglich stammt die Orange aus dem Gebiet zwischen Nordostindien und Südwestchina. Dort ist sie seit über 4000 Jahren als natürlich entstandener Hybrid aus Pampelmuse und Mandarine bekannt. Um 1500 brachten die Portugiesen die ersten Orangen in den Mittelmeerraum, woher sie in die ganze Welt gelangten. Heute gehört die Orange zu den bedeutendsten Baumfrüchten der Welt. Die Früchte gedeihen vorwiegend in den Subtropen und zum Teil auch in den Tropen. Die meisten kommerziellen Plantagen befinden sich nördlich und südlich des Äquators in einem Gürtel zwischen dem 20. und 40. Breitengrad.2

2021 betrug die Weltproduktion laut Zahlen der FAO (Food and Agricultural Organisation of the United Nations) 75,5 Mio. Tonnen Orangen. Orangen stehen nach Bananen und Äpfeln an dritter Stelle der Weltproduktion. Die grössten Produzenten sind Brasilien, mit Abstand gefolgt von Indien, China, Mexiko, USA, Spanien. In Europa sind - nach Spanien - Italien und Griechenland die Hauptproduzenten.20

Eigener Anbau als Topfpflanze

Veredelte Orangenbäume aus dem Fachhandel lassen sich in Mitteleuropa gut als Kübelpflanze anbauen. Als subtropische Pflanze benötigt der Orangenbaum sehr viel direkte Sonne, wenig Wasser und eine frostfreie Überwinterung. Da der Baum rasch wachsen kann, sollte man Jungpflanzen im Frühjahr vor dem Wurzelwachstum umtopfen. Während der Wachstumszeit von Mai bis August benötigt der Orangenbaum mit dem Giesswasser speziellen Zitrusdünger. Orangenbäume können mehrmals im Jahr blühen und auch in Mitteleuropa durchaus Früchte tragen, doch wahrscheinlich sind diese eher klein und weniger süss als gekaufte. Vor dem Winter sollte man den Baum moderat zurückschneiden.13

Anbau - Ernte

Orangenbäume sind immergrüne, kleine bis mittelgrosse Bäume (3-10 m) mit einer runden, gleichmässig verzweigten Baumkrone.2 In Plantagen zieht und schneidet man Orangenbäume oft als Hecke, damit sie eher in die Breite als in die Höhe wachsen und so profitabler sind. Die Entwicklungszeit von der Blüte bis zur Ernte ist abhängig von der Sorte und beträgt zwischen fünf und fünfzehn Monaten. Der Schädlingsdruck ist sehr gross, weshalb häufige chemische Behandlungen bei konventionellen Früchten unumgänglich scheinen.15 Alle physiologischen und chemischen Prozesse am Baum bzw. nach der Ernte laufen langsam ab. So kann man Orangen über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis Monaten ohne gravierende Qualitätsverluste, geerntet oder noch am Baum hängend, lagern.

Welche Farbe hat eine Orange? Für die Reifebestimmung der nicht nachreifenden (nichtklimakterischen) Früchte zieht man den Saftgehalt, das Zucker-Säure-Verhältnis und den Farbumschlag der Schale von grün nach gelb oder orange heran. Bei Früchten aus tropischen Regionen ist die Schalenfarbe als äusseres Reifekriterium nicht aussagefähig. Aufgrund der fehlenden bzw. zu geringen Tag-Nacht-Temperaturdifferenz bleiben die Früchte selbst bei Vollreife grün bzw. grüngelb. So wirken Nachttemperaturen von weniger als 12,5 °C als Stressfaktor und beschleunigen den Reifeprozess sowie den Farbumschlag, weil die Pflanze dann mehr vom Reifegas Ethylen bildet.2

Um vollreifen, aber noch grünen Orangen die sogenannte "sortentypische" Farbe zu verleihen, entgrünt man sie künstlich. Dies geschieht in speziellen Reifekammern unter Zugabe von geringen Mengen an Ethylen.2 In der EU ist die Entgrünung legal und sogar gefördert. So dürfen nur Orangen, die maximal zu einem Fünftel der gesamten Fruchtoberfläche grün sind, in den Verkauf gelangen. In der Schweiz ist Ethylen zur Entgrünung nicht zugelassen, jedoch ist der Import von entgrünten Orangen erlaubt. Gemäss den Richtlinien von Bio Suisse ist die Entgrünung von entsprechend zertifizierten Früchten generell verboten.16

Der Reinigungsprozess von Orangen vor dem Verkauf zerstört deren natürliche Wachsschicht. Um sie vor dem Austrocknen und vor vorzeitigem Verderb zu schützen, erhalten Früchte häufig eine künstliche Wachsschicht. Bei frischen Orangen muss der Handel dies mit dem Hinweis "gewachst" kenntlich machen. Diese Nacherntebehandlung ist in der speziellen Vermarktungsnorm für Zitrusfürchte (EU-VO Nr.543/2011) geregelt. Im Gegensatz zu unbehandelten Orangen haben gewachste Zitrusfrüchte einen stärkeren Glanz und eine leuchtendere Farbe.2 Neben Bienenwachs (E901), Candelillawachs (E902) und Carnaubawachs (E903) sind auch Schellack (E904) und Polyethylenwachsoxidate (E914) zugelassen.21 Bei Bio-Orangen ist das Wachsen nicht erlaubt.

Auch Behandlungen mit Konservierungsstoffen nach der Ernte sind für den Verbraucher zu kennzeichnen. Je nach Lebensmittelzusatzstoff reicht die Kenntlichmachung "konserviert" bzw. "mit Konservierungsstoffen" oder aber die Angabe des Konservierungsmittels. Bei Verwendung von Zusatzstoffen vor der Ernte fällt die Kennzeichnungspflicht weg.2

Weiterführende Informationen

Die Orange (Citrus × sinensis L.) gehört zur Gattung der Zitruspflanzen (Citrus) und stammt aus der Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Fast alle kultivierten Zitrusarten sind auf die drei Grundarten Pampelmuse (C. maxima), Zitronatzitrone (C. medica) und Mandarine (C. reticulata) zurückzuführen.2 So ist die Orange das Ergebnis einer natürlichen Kreuzung von Mandarine und Pampelmuse.

Neben den Bitterorangen (Citrus × aurantium L.) lassen sich die weltweit mehr als 400 Sorten von süssen Orangen (Citrus × sinensis L.) in vier Gruppen einteilen: Navel-Orangen (Nabelorangen), gewöhnliche Orangen (Blondorangen oder Rundorangen), pigmentierte Orangen (Blut- und Halbblutorangen) sowie säurefreie Orangen (Zuckerorangen).2

Andere verwandte Arten sind: Zitrone (Citrus x limone), Clementine (Citrus × aurantium), Pomelo (Citrus grandis), Grapefruit (Citrus × aurantium), Clementine (Citrus × aurantium), um nur einige wenige zu nennen.

Orangen sind wie viele andere Zitruspflanzen selbstbefruchtend und entwickeln auch ohne Fremdbestäubung Früchte. Die Parthenokarpie (Jungfernfrüchtigkeit), also das Ausbilden von kernlosen (samenlosen) Früchten hat auch bei Orangen eine grosse wirtschaftliche Bedeutung.14 Die Bestäubung durch Wind oder Bienen ist ebenfalls möglich. Fremdbefruchtung erhöht die genetische Vielfalt: Um auch nachts Insekten zur Bestäubung anzulocken, verbreiten die Blüten am Abend und in der Nacht einen intensiveren Duft als tagsüber.

Alternative Namen

Sind Apfelsinen und Orangen das Gleiche? Der wohl bekannteste Alternativname für die Orange ist Apfelsine. Das Synonym leitet sich von niederdeutsch Apel de Sina ab ("Apfel aus China") und diente zur Unterscheidung von der länger bekannten Bitterorange. Später nannte man die Orange Äpffelsina, Apfel von Sina, Chinaapfel oder Sineser Apfel. Danach prägte sich vor allem in Norddeutschland Apfelsine ein und im Süden Deutschlands sprach man von der Orange.

Der englische Name der Frucht lautet orange. In manchen Regionen der Deutschschweiz nennt man sie auch "Bumeranze".

Sonstige Anwendungen

Das Terpen d-Limonen, das man aus den Orangenschalen gewinnt, verwendet man auch für die Herstellung von Parfüm und biogenen Lösemitteln.

Literaturverzeichnis - 12 Quellen

2.

Aid Infodienst (Herausgeber). Exoten und Zitrusfrüchte. 4. Auflage. Druckerei Lokay e. K. Reinheim. Bonn. 2014.

13.

Gartenjournal net: Orangenbaum pflanzen: Wie ziehe ich ihn erfolgreich heran?

14.

Kellerhals M, Schütz S et al. Befruchtung der Obstsorten. Agroscope Transfer. 2014;41. 

15.

IVA Industrieverband Agrar e.V. Orangen: Woher sie kommen - wie sie wachsen. 2008.

16.

20min ch: Nur in Europa sind Orangen orange. 2014.

19.

Zhiyenbek A, Beretta C, Stoessel F, Hellweg S. Ökobilanzierung Früchte und Gemüseproduktion - eine Entscheidungsunterstützung für ökologisches Einkaufen. ETH Zürich. 2016.

20.

FAOSTAT. Crops Oranges. 2021.

21.

BLE Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Wie muss die Nacherntebehandlung mit einem Wachs bei Zitrusfrüchten angegeben werden? 2015.

23.

Reinhardt G, Gärtner S, Wagner T. Ökologische Fussabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. IFEU Institut für Energie - und Umweltforschung Heidelberg. 2020.

24.

Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011; 15: 1577-1600.

25.

Li Y, Jiao B, Zhao Q et al. Effect of commercial processing on pesticide residues in orange products. European Food Research and Technology. 2011;234: 449-556.

26.

Asghar U, Malik MF, Javed A. Pesticide Exposure and Human Health: A Review. Journal of Ecosystem & Ecography. 2016;S5:1-4.

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