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Maronen (roh) sind in der Schweiz als Marroni oder in Österreich als Maroni bekannt. Man setzt die glutenfreien Maroni vielfach mit Esskastanien gleich, es gibt aber kleine Unterschiede zwischen den stärkereichen Nussfrüchten, die beide auf Edelkastanien (Castanea sativa) wachsen.
Verwendung in der Küche
Die Verwendung von Maronen als Nahrungsmittel und Kochzutat ist ebenso vielfältig wie jene der Wildform, die Esskastanien. Maronen sind veredelte Zuchtformen der Esskastanie (und keine Unterart). Rohe Maroni lassen sich im Vergleich zu Kastanien einfacher schälen und sind grösser. Ausserdem begeistert bei den Maronen die Intensität des Geschmacks. Maronen sind süsser, bei den Esskastanien steht das nussige Aroma im Vordergrund.
Kann man Maronen roh essen? Ja, sofern sie geschält sind. Auch Esskastanien munden als Zutat für rohe Gerichte. Vor der Zubereitung sollten Sie überprüfen, ob die Kastanien noch frisch sind. Eine glänzende Schale und das Absinken der Kastanien im Wasserbad sind gute Hinweise auf ihre Frische. Schwimmende Kastanien hingegen sind oft ausgetrocknet. Um das Schälen zu erleichtern, weichen Sie die Maronen etwa zwei Stunden in Wasser ein. Ritzen Sie anschliessend die Schale kreuzweise ein und entfernen Sie sowohl die Schale als auch die innere braune Samenhaut.
Rohe Maronen sind weniger süss im Geschmack, ihr nussiges Aroma kommt stärker zur Geltung. Sie sind zwar nicht giftig, jedoch etwas schwerer verdaulich, weshalb gründliches Kauen wichtig ist. Bei der Rohkost profitieren Sie zudem von den gesundheitsfördernden Pflanzenstoffen, die beim Erhitzen zum Teil verloren gehen.
Früher waren die Früchte der Maronen in den Anbaugebieten ein zentrales Grundnahrungsmittel. Heutzutage sind sie für ihre feine, nussige Süsse bekannt und erfreuen sich zahlreicher Zubereitungsmöglichkeiten.
Maronen verleihen dank ihres Stärkegehalts Suppen eine cremige Note. Gewürze wie Thymian oder Lorbeerblätter passen gut dazu. In herzhaften Eintöpfen geben Maronen eine angenehme Textur und Geschmackstiefe. Sie lassen sich gut mit Wurzelgemüse wie Karotten, Pastinaken und Kartoffeln ergänzen.
Geröstete Maronen können eine interessante nussige Note in Herbst- und Wintersalaten bieten, etwa mit geröstetem Gemüse, Rucola, Kürbis oder Rosenkohl. Auch in rohen Salaten machen sich gehackte Maronen gut, besonders in Verbindung mit Nüssen, getrockneten Früchten und Blattsalaten.
Maronen sind eine hervorragende Zutat für vegane Gerichte, wie gefüllte Paprika oder Kürbis. In Kombination mit Pilzen, Zwiebeln, Knoblauch und Kräutern entsteht eine köstliche Mischung. Maronen bieten ein besonderes Geschmackserlebnis für den Weihnachtsschmaus, etwa im veganen Seitan- oder Nussbraten.
Ein einfaches Maronenpüree lässt sich leicht mit etwas Pflanzenmilch und Gewürzen wie Muskat oder Zimt herstellen. Es kann als Beilage zu Gemüse oder als Füllung in Pasteten dienen. Maronen lassen sich zu Aufstrichen verarbeiten. Süss schmeckt der Aufstrich mit Ahornsirup und Vanille, herzhaft mit Olivenöl, Knoblauch und Kräutern.
Das Maronenmehl eignet sich gut für Gnocchi oder Pasta. Mahlen Sie die geschälten und getrockneten Maroni mehrmals zu einem sehr feinen Mehl. Auch zum Füllen von Ravioli eignen sich Maroni bestens. Beim Brotbacken nehmen Sie zum Maronimehl noch ein anderes dazu, da Maronis kein Klebereiweiss (Gluten) enthalten. Grob gemahlene Maronen schmecken auch in Polenta.
Klassisch geröstet im Ofen sind Maronen ein leckerer, gesunder Snack. Zerhackte, geröstete aber auch rohe Maronen eignen sich hervorragend als Topping für Salate, Suppen oder vegane Bowls. Maronen-Flocken schmecken im Frühstücks-Müsli und als Ergänzung zum Erb-Müesli.
Aus Maronen lassen sich zahlreiche köstliche Desserts zaubern. Eine vegane Kastaniencreme eignet sich als Füllung für Kuchen und Torten oder als Topping für Pfannkuchen. In der Schweiz und in Frankreich ist das Dessert „Vermicelles“ beliebt, das man aus pürierten Maronen, Zucker und Vanille zubereitet. Eine gesunde Variante ist mit veganer Sahne und Dattelsirup (selbst hergestellt). Weitere Süssspeisen aus Maronen sind Eiscreme, Marrons glacés, Mousse und Soufflé. Traditionell gibt es Kastanienbrot, Kastanienkuchen (castagnaccio) oder -krapfen (castagnacci), Pfannkuchen (necci), Pudding oder Ballotte (Kastanien in Wasser gekocht, mit Fenchelsamen und Lorbeer aromatisiert).7
Aus Maronen lässt sich ein veganer Drink herstellen, der sich gut für heisse Getränke oder zum Backen eignet. In Italien und auf Korsika ist die Herstellung von Likör, in der Schweiz von speziellem Bier aus Marroni bekannt.7
Probieren Sie folgende veganen Maronen-Rezepte: Herbstliche Maronen- und Karotten-Bisque mit Garam Masala aus dem Buch "Vegans go Nuts" von Celine Steen oder Rosenkohl mit Maronen und Fenchelsamen aus dem Buch "Regionale Winterküche - soja- und weizenfrei, vegan" von Miriam Emme.
In Südtirol findet im Spätherbst ein Fest für Geniesser statt, das sogenannte "Törggelen". Inmitten von herbstlichen Rebgärten, laden Buschenschanken zu traditionellem Speis und Trank ein. Neben deftiger Hausmannskost, einem "Siassen" (Traubenmost) und jungem Wein, dürfen gebratene Maronen nicht fehlen. Die Bauern rösten die Nüsse am sogenannten "Ketschnfeuer".
Veganes Rezept für geröstete Maronen
Weichen Sie die rohen Maroni für ca. 1 Stunde in kaltem Wasser ein. Danach schneiden Sie jede Marone auf der bauchigen Seite quer mit einem scharfen Messer ein. Den Backofen heizen Sie auf ca. 250 °C vor. Geben Sie die "Ketschn" auf ein Blech, zusammen mit einer hitzestabilen Tasse voll Wasser, damit die Nussfrüchte nicht zu sehr austrocknen. Das Blech soll auf der mittleren Schiene im Backofen stehen. Nach 30 Minuten im heissen Ofen sind die Kastanien essfertig. Lassen Sie sie etwas abkühlen und geniessen Sie einen stärkereichen Snack. Es gibt noch den Tipp, nach 20 Minuten ein nasses Geschirrtuch über die Maronen zu legen und sie danach erneut 10-15 Minuten im heissen Backofen zu belassen. Hier müssen Sie aber darauf achten, dass das Tuch nicht zu brennen beginnt.
Vegane Rezepte mit Maronen finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
In der Herbst- und Winterzeit (Saison) finden Sie die Nussfrüchte der Edelkastanie auf Wochenmärkten und bestimmt in jedem Supermarkt. Nicht nur Grossverteiler wie Coop, Migros, Volg (CH), Edeka, Rewe (D), Spar, Hofer und Billa (AT) führen die Nussfrüchte, sondern auch Discounter wie Denner, Aldi und Lidl bieten verschiedene (abgepackte und lose) Maronen an. Bio-Marroni findet man in Bioläden, wie Denn's Biomarkt und Alnatura. Vorgekochte Maroni sind häufig vakuumiert, in Gläser oder in Dosen eingelegt. Diese lassen sich dann sehr einfach weiterverwenden, sind aber zum Rösten im Backofen ungeeignet. Zudem enthalten Fertig- oder Halbfertigprodukte häufig Konservierungsstoffe, die es zum Wohle Ihrer Gesundheit zu vermeiden gilt.10
Je nach Sorte könnte es sich bei Dörrkastanien um Maroni handeln. Dörrkastanien sind geschälte, luftgetrocknete Esskastanien. Sie eignen sich bestens als Vorrat zur Lagerung. Weichen Sie die Nüsse vor dem Verzehr über Nacht in Wasser ein und kochen Sie sie am nächsten Tag eine Stunde lang. Dann lassen sie sich für viele Gerichte weiterverarbeiten.
Die Verfügbarkeit von Maronen ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Wild zu finden
Die europäische Edelkastanie ist vorwiegend in ihrem natürlichen Areal, im Mittelmeerraum vertreten. Aber auch in Teilen West- und Mitteleuropas ist die Art seit Langem fest eingebürgert. In Deutschland gedeihen grössere Baumbestände im Südwesten des Landes. Maronibäume sind veredelte Kultursorten, die für eine wirtschaftliche Nutzung gezüchtet wurden. Trotzdem können sie in ihrem Verbreitungsgebiet auch "wild wachsend" vorkommen.12
Die Sammel-Saison ist ca. von Ende September bis Ende Oktober. Grundsätzlich ist das Sammeln von Maroni erlaubt. Das Schweitzer Gesetz kann die erlaubte Sammelmenge beschränken oder ein zeitliches Sammelverbot erlassen. Der Eigentümer eines bewirtschafteten Waldes kann das Sammeln verbieten, sofern er mit einem Verbot deutlich darauf hinweist. Auf touristisch geförderten Kastanienwegen ist es meist gestattet, links und rechts vom Wegrand Kastanien zu sammeln. Warten Sie bitte, bis die Kastanien vom Baum gefallen sind: Vorher sind sie nicht reif genug und das Herunterschlagen mit Stöcken oder das Herunterschütteln ist verboten.4
In Österreich kann das Sammeln von Edelkastanien durch die Landesgesetze verboten sein. Pilze und Wildfrüchte sind grundsätzlich Eigentum des Waldeigentümers. Wenn dieser nicht ausdrücklich das Sammeln untersagt, so ist das Entnehmen für den Eigenbedarf erlaubt.6
In Deutschland gilt die Vorgabe gemäss § 39 Absatz 3 Bundesnaturschutzgesetz, Naturmaterialien nur „in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf“ zu sammeln. Die sogenannte Handstraussregel besagt, dass jede Person so viel sammeln darf, wie in die Hand passt.11
Tipps zur Lagerung
Frische Maronen sind aufgrund ihres hohen Zucker- und Wassergehalts besonders anfällig für Verderb. Um einer Schimmelbildung zu entgehen, sollte ein schneller Verbrauch oder die Konservierung passieren. Bei Zimmertemperatur bleiben Kastanien etwa eine Woche lang frisch, im Kühlschrank bis zu vier Wochen. Um ein Austrocknen zu verhindern, empfiehlt sich die Aufbewahrung in einem durchlöcherten Plastikbeutel. Das Einfrieren geschälter und blanchierter Maroni macht sie bis zu 12 Monate haltbar.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Die Inhaltsstoffe von rohen geschälten Maronen sind jenen der ungeschälten Esskastanien sehr ähnlich. Der Energiegehalt beläuft sich auf ca. 196 kcal/100g. Obwohl Maronen zu den Nüssen gehören, ist ihr Fettgehalt mit ca. 2 % besonders gering. Der Kohlenhydratanteil liegt bei 16 %. Sie bestehen zum Grossteil aus Stärke und sind Lieferanten von verdauungsfördernden Ballaststoffen. Durch das Kochen oder Rösten wandelt sich ein Teil der Stärke in Zucker um, sodass sie einen süsslichen Geschmack erhalten. Die enthaltenen Proteine (ca. 3,3 %) sind frei von Prolamin und Glutenin, also glutenfrei.3
In Maronen ist der Vitamin C Gehalt sehr hoch, ähnlich wie bei vielen Zitrusfrüchten. 100g Marroni enthalten 40 mg Vitamin C und decken 50 % des Tagesbedarfs ab.3 Die Nussfrucht ist mit dem Vitamin C Gehalt der Zitronen (53 mg/100g) und Johannisbeeren (41 mg/100g) vergleichbar.
Maronen versorgen unseren Körper mit Folsäure, die auch als Vitamin B9 bekannt ist. 100g Kastanien enthalten 58 µg Folsäure, das sind 29 % des Tagesbedarfs.3 Vitamin B9 ist überwiegend in Hülsenfrüchten und Blattgemüse zu finden, wie etwa in gekochten Linsen (181 µg/100g), gekochten Kidneybohnen (130 µg) und frischem Spinat (194 µg). Schwangere sollten besonders auf eine ausreichende Zufuhr an Folsäure achten, da das Vitamin essenziell für die Entwicklung des Embryos ist.
100g Marroni enthalten 0,35 mg Vitamin B6 und versorgen uns 25 % des Tagesbedarfs.3 Der Pyridoxin Gehalt ist mit jenem der Erdnüsse vergleichbar. Spitzenreiter im Vitamin B6 sind Pistazien (1,7 mg/100g) und Sonnenblumenkerne (1,3 mg/100g), sowie getrocknete Gewürze.
Die gesamten Inhaltsstoffe von Maronen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Maronen sind ein hervorragender Energiespender. Die komplexen Kohlenhydrate sättigen rasch und der Blutzucker steigt nach dem Essen nur sehr langsam an.17
Marronis schützen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das enthaltene Kalium ist u.a. gut für die Neutralisierung von überschüssigem Natrium und könnte Bluthochdruck reduzieren.5 Die Ballaststoffe in der Esskastanie tragen nicht nur zu unserer Herz-, sondern auch zu unserer Darmgesundheit bei. Ballaststoffe füttern das Mikrobiom im Darm und regen die Darmfunktion an.10 Das Vitamin C wirkt antioxidativ und schützt die menschlichen Dickdarmzellen vor oxidativem Stress.17
Diabetiker dürfen sich an der Nussfrucht erfreuen, denn die Maronen bewirken eine positive Regulierung der Insulinreaktion. Das Peptidhormon Insulin spielt bei der Therapie von Diabetes eine wichtige Rolle.10
Maronen sind glutenfrei, weshalb deren Mehl bei Menschen mit Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) sehr beliebt ist.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von rohen Maronen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Maronen enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:
- Isoprenoide: Monoterpenoid (Phellandren, Limonen, Gamma-Terpinen), Monoterpen (Sabinen, Terpinolen), Triterpene: Steroide (Beta-Sitosterol, Stigmasterol, Campesterol); Tetraterpene: Carotinoide: Carotene (Beta-Carotin), Xanthophylle (Lutein, Zeaxanthin)10,15,17,25
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Benzoesäure, Gallusäure), Hydroxyzimtsäuren (Cumarsäure, Chlorogensäure, Ferulasäure, Kaffeesäure, Zimtsäure); Flavonoide: Flavanole (Catechin, Epicatechin), Flavanone (Pinobanksin, Pinocembrin), Flavone (Crysin, Galangin, Apigenin); Tannine: Ellagsäure, Gallotannine (Tanninsäure, Procyanidin)10,23,25
- Weitere organische Verbindungen: Hydroxycarbonsäuren (Apfelsäure, Zitronensäure, Chinasäure, Weinsäure, Oxalsäure)16
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in rohen Maronen abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Marroni schützen die Zellen vor freien Radikalen und oxidativen Schäden. Die zellschützenden Eigenschaften wirken sich positiv auf Herz-Kreislauf-, Diabetes- und Krebserkrankungen aus.17 Vertreter der Antioxidantien sind Carotinoide und phenolische Verbindungen wie Gallusäure und Ellagsäure.17 Besonders die Ellagitannine, darunter Castalagin und Vescalagin, haben zellschützende Eigenschaften.10 Eine Studie hat zahlreiche Esskastanien- und Maronen-Sorten untersucht und verschiedene Gehalte an sekundären Pflanzenstoffen aufgezeigt. Alle Sorten wiesen einen hohen Polyphenol-Gehalt auf.25 Demnach haben sowohl Esskastanien als auch Maroni ein hohes antioxidatives Potenzial.
Tanninhaltige pflanzliche Polyphenole sind für ihre Wirkung gegen bösartige Tumore bekannt. Besonders die Ellagitannine haben krebsbekämpfende Eigenschaften bei Leber-, Lungen-, Dickdarm- und Prostatakrebs gezeigt. Die Einnahme von Tanninen und anderen Polyphenolen könnte die Wirksamkeit von Medikamenten zur Krebsbehandlung steigern. Der Ansatz ist nicht ausgereift, es besteht weiterer Forschungsbedarf.23
Die Tannine und Anthocyane der Maronen können die Auswirkungen von einer Harnwegsinfektion lindern. Auch in vitro Studien haben die antimikrobielle Wirkung von Tanninen, also die schützende Wirkung vor schädlichen Bakterien und Mikroben, gezeigt.23
Chlorogensäure kann bei der Gewichtsreduzierung helfen und zur Vorbeugung von Fettleibigkeit beitragen. Die organische Säure spielt eine entscheidende Rolle in der Regulierung des Lipid- und Glukosestoffwechsels.25
Der Gesamtpolyphenol-Gehalt von über 1 g/100g ist besonders hoch bei Maronen und ähnelt jenem der Pekannüsse und Pistazien. Am meisten enthalten sind die Phenolsäuren mit 4 bis 142 mg/100g.18
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Kastanienpollen können bei einigen Menschen zur Kontaktallergie mit unmittelbaren Überempfindlichkeitsreaktionen führen. WissenschaftlerInnen gehen bei der Marroni von einem geringen bis mässigen Allergierisiko aus. Kreuzallergien können im Zusammenhang mit Naturkautschuk-Allergenen auftreten. Neuere Studien mit Kastanienfrüchten haben die Hauptallergene identifiziert. Bei koreanischen Testpersonen lag die Sensibilisierungsrate nach dem Verzehr bei 3 %.10
Beim Kochen mit hohen Temperaturen von Nüssen können potenziell toxische Verbindungen entstehen, wie z.B. Acrylamid. Geröstete Maronen weisen eine dunklere Färbung auf und enthalten erhebliche Mengen dieses Schadstoffs. Acrylamid gilt als wahrscheinlich krebserregend und ist als Neurotoxin bekannt.17 Vermeiden Sie einen übermässigen Verzehr an gekochten oder gerösteten Maronen und bevorzugen Sie eine rohe Zubereitung (unter 42 °C).
Verwechslungsgefahr
Die Verwechslung von Edelkastanien (Castanea sativa) mit Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) kann leicht passieren. Die beiden Pflanzenarten sind aber nicht miteinander verwandt. Rosskastanien haben gefiederte, wie Finger zusammengesetzte Blätter und die rundlichen Kastanienfrüchte befinden sich in einer grünen, stacheligen Kapsel mit dicken Dornen. Im Gegensatz dazu sind Esskastanien platter und haben eine leicht behaarte Spitze. Die Dornen sind viel weicher und die Bäume tragen einfache Blätter.24
Rosskastanien sind nicht essbar und schwach giftig. Aufgrund der enthaltenen Saponine und des Glucosids Aesculin können Verdauungsstörungen auftreten.14
Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht zwischen den Begriffen Maronen und Esskastanien, die man häufig als Synonym verwendet. Maronen sind Sorten mit bestimmten Qualitätsmerkmalen, die in den Anbauländern unterschiedlich definiert sind:
In Frankreich bezeichnet der Begriff "marron" jene Nussfrüchte, bei denen keine Samenhaut eingewachsen ist. Darum lassen sich Schale inklusive Samenhaut leichter von der Nuss trennen. Die Italiener bezeichnen nur jene Edelkastanien-Sorten als "marroni", die eine hervorragende Qualität aufweisen. Gemeint sind grosse Früchte mit süssem Geschmack. Die Kastanien lassen sich leicht schälen, was die Weiterverarbeitung erleichtert. Sie besitzen eine etwas längliche Form, eine rötlich glänzende Schale mit dichten Streifen, sowie nur eine kleine Narbe.2
Volksmedizin - Naturheilkunde
Die Volksmedizin setzte die Blätter gegen Husten, zur Wundbehandlung oder gegen Durchfall ein.8 Maronen waren und sind Grundlage für die Herstellung von gesundheitsfördernden Pulvern, Extrakten und ätherischen Ölen.17 Die Homöopathie und auch die Bachblüten-Therapie (Sweet-Chestnut) bedienen sich an den heilsamen Wirkungen der Pflanze.13
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der Anbau von Marroni verursacht in der Schweiz einen ökologischen Fussabdruck von 3,01 kg CO2eq/kg. Diese Daten sind von der Plattform Carboncloud und umfassen Emissionen, die durch den Anbau entstanden sind. Der ökologische Fussabdruck für Esskastanien kann sehr verschieden gross sein und liegt laut Carboncloud zwischen 1,47 und 5,73 kg CO2eq/kg.19 Im Vergleich dazu kommen Walnüsse in Deutschland auf einen CO2-Fussabdruck von 0,9 kg CO2eq/kg.20
Nüsse haben einen grossen Wasserfussabdruck. Im globalen Durchschnitt verbrauchen Nussfrüchte 9000 l/kg. Esskastanien haben einen Gesamt-Wasserfussabdruck von 2750 l/kg. Ein überwiegender Grossteil des Wasserkonsums ist dem Regen zu verdanken (2432 l/kg). Vergleichbar kleine Anteile belaufen sich auf Frischwasser 174 l/kg und 144 l/kg Grauwasser (benötigtes Wasser, um Verschmutzungen im Boden zu reinigen).21
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Die Blüten der Edelkastanie ziehen Bienen an und liefern einen angenehm leicht bitteren Honig. Die Bäume sind von grosser ökologischer Bedeutung und tragen zur Förderung der Biodiversität bei. Sie bereichern Wälder und Landschaften nicht nur durch ihren ästhetischen Wert, sondern durch ihren Erholungswert. Zudem sind sie ein kulturelles Erbe, das über Jahrhunderte durch menschliches Wirken geformt wurde.10
Weltweites Vorkommen - Anbau
Die Europäische Kastanie (Castanea sativa Mill.) hat ihren Ursprung wahrscheinlich im östlichen Mittelmeerraum. Der Baum hat bereits vor über 90 Millionen Jahren, in der mittleren Kreidezeit, existiert. Später im Känozoikum verbreitete sich die Esskastanie in ganz Europa. Menschen haben erstmals zwischen 900 und 700 v. Chr. die Kastanie in Asien kultiviert. Der Anbau fand in den Regionen am Kaspischen und Schwarzen Meer statt. Nach dieser Zeit verbreitete sich der Kastanienanbau rasch nach Griechenland, und später entdeckten die Römer die Vorzüge des Nussbaums. Heutzutage ist die Edelkastanie in drei grossen Gebieten geografisch beheimatet10:
- Europa mit Castanea sativa Mill.
- Asien mit Castanea creanata Sieb. und Zucc. (Japan) und Castanea mollissima Bl. (China und Korea)
- Nordamerika mit Castanea dentata Borkh
Die grössten Produzenten weltweit sind China, Bolivien, die Türkei, Korea und Italien.16
Anbau - Ernte
Edelkastanien sind sommergrüne Bäume, die nur sehr selten strauchförmig wachsen. Sie erreichen eine maximale Höhe von 35 m im Hochwald und der Stammumfang ist bis zu 4 m gross.12
Der Fruchtbecher ist kugelig, langstachelig, im grünen Zustand grün und später gelbbraun. Zur Fruchtreife ist der Becher vierteilig, wobei er meist drei Früchte ausbildet.13
Es gibt verschiedene Anbaumethoden für Edelkastanien: Die natürlichste ist der Hochwaldbestand, bei dem die Bäume aus Samen wachsen. Bei sogenannten „Selven“ handelt es sich um wirtschaftlich genutzte Park- und Waldlandschaften. Bei Niederstamm-Plantagen profpt man die Bäume auf eine geeignete Unterlage, wodurch sie kürzere Stämme und ausladende Kronen entwickeln. Die Pflanzdichte beträgt dabei etwa 80-100 Bäume pro Hektar. Sind die Bäume etwas höher (wie z.B. im Tessin oder auf Korsika), kann darunter noch Vieh weiden. Eine weitere Anbaumethode ist der Niederwald, bei dem die Bäume zwischen 15 und 40 Jahre lang Ertrag bringen. Früher profitierte der Weinbau vom Niederwald, da das Kastanienholz als Ausgangsstoff für Weinfässer diente.8
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist der Kastanienrindenkrebs ein grosses Problem beim Anbau. Die schwerwiegende Krankheit schädigt vor allem europäische und amerikanische Edelkastanienbestände. In Europa setzt man zur biologischen Bekämpfung ein Hypovirus ein, das den schädlichen Pilz infiziert und ihn "von innen" heraus schwächt. In Nordamerika arbeiten Züchter daran, die Resistenz der chinesischen Kastanie in die amerikanische Kastanie einzukreuzen, um diese widerstandsfähiger zu machen.22
Industrielle Herstellung
Es gibt zahlreiche Methoden zur Konservierung von Maronen. Eine traditionelle, aber heute selten genutzte Anwendung ist die „Ricciaia“: Dabei schichtet man die Früchte mitsamt Schale zu einem Haufen. Die Fermentation macht die Maronen mehrere Monate haltbar. Heutzutage ist die Hydrotherapie eine gängige Konservierungsmethode: Die Kastanien kommen für einige Tage in ein kaltes Wasserbad. Die beginnende Milchsäuregärung konserviert die Maronen. Anschliessend folgt die Trocknung der Nussfrüchte. Bei der Thermo-Hydrotherapie kommen die Kastanien für 45 Minuten in 50 °C warmes Wasser. So lassen sich Larven und Insekteneier abtöten und die Qualität der Exportware sichern. Weitere Konservierungsmethoden umfassen das Einfrieren bei -40 °C, die Sterilisation in Aluminiumbeuteln, die Lagerung in Konservierungsflüssigkeiten, Trocknung, Begasung mit Methylbromid, Lagerung unter einer Kohlendioxid-Atmosphäre oder Räuchern. Gebrochene Maronen erfahren eine monetäre Aufwertung bei der Weiterverarbeitung zu Pürees, Kastaniencremes, Mehl, Suppen oder Joghurts.1,10
Weiterführende Informationen
Marronis sind die Früchte der Edelkastanie (Castanea sativa), für die Nussfrüchte selbst gibt es keinen spezifischen lateinischen Begriff. Dieser Baum ist der einzige europäische Vertreter in der Gattung der Kastanien (Castanea). Europäische Edelkastanien können ein Alter von ca. 200 Jahren erreichen, in Westeuropa gibt es Bäume, die über 1000 Jahre alt sind.8
Die vorherrschende Kulturpflanze in Europa ist Castanea sativa Mill. In letzter Zeit züchtete man einige Hybride aus der Kreuzung mit japanischen und chinesischen Kastanienarten. Dies soll zu einer Verbesserung der Nussproduktion sowie zur Erhöhung der Resistenz gegen die Tintenkrankheit und den Kastanienbaumkrebs führen.10
Alternative Namen
Alternative Namen der Maronen (Nussfrüchte) und Edelkastanien (Bäume) sind: Esskastanien, Ketschen, Keschde (Pfalz), Keschtn (Südtirol), Chataignes, Castane, Castanen, Castanien, Chestbom, Chestinna, Kesten, Kestenbaum, Kestenenbaum, Kestenenboum, Kestenne, Kestenzbom, Kesteza, Kestina, Kestinneboum, Kestnitz, Kiestebum, Köstenbaum, Marren, Marronen, Maroni (Österreich), Marroni (Schweiz), Macronen, Questenboum.
Die englischen Bezeichnungen für Esskastanien lauten chestnuts und sweet chestnuts.
Sonstige Anwendungen
In Spanien, Süditalien und auf Korsika sind Kastanien als Futter in der Schweinemast begehrt. Das hergestellte Fleisch soll dadurch einen besonderen Geschmack bekommen.7 In der Landwirtschaft kamen die Blätter als Einstreu im Stall oder als Dünger zum Einsatz.13
Weitere Nutzungen der Blätter sind für Aftershavelotionen oder zum Färben von Stoffen.7
Eine Studie hat die Wirkung von Extrakten aus den Blättern der europäischen Edelkastanie gegen multiresistente Bakterien (MRSA) untersucht. Diese Extrakte sollen in der Lage sein, MRSA-Bakterien zu bekämpfen, gegen die herkömmliche Antibiotika wirkungslos sind.9
Die Nutzung des Edelkastanienholzes ist ausserordentlich vielfältig. Es kommt bei der Herstellung von Fässern, im Schiffsbau oder als Furnierholz zum Einsatz. Das Kastanienholz hat eine besondere Bedeutung für die Gewinnung von Rebpfählen. Weiters dient es auch als Brennholz.13 Rinde und Holz der Kastanienbäume haben hohe Tannin-Gehalte und stellen wichtige Gerbstoffquellen für die Lederverarbeitung und als Nachgerbstoffe dar.10
Literaturverzeichnis - 25 Quellen
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2. | FAO org: Chestnut or Marron. |
3. | USDA United States Department of Agriculture. Chestnuts. |
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8. | Hahn S. Die Esskastanien. Nahrungsquelle und bedrohte Naturressource. Book on Demand GmbH. Norderstedt 2004 |
9. | Quave CL, Lyles JT et al. Castanea sativa (European Chestnut) Leaf Extracts Rich in Ursene and Oleanene Derivatives Block Staphylococcus aureus Virulence and Pathogenesis without Detectable Resistance. PLOS ONE. 2015;11(9). |
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13. | Knickmann B. Edelkastanie, Maronibaum. Botanischer Garten Universität Wien 2017. |
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