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Mohnsamen - Gesundheit

Mohnsamen enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, welche zur Gesundheit beitragen.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Die Mohnsaat hat mit 525 kcal/100g einen sehr hohen Energiegehalt. Verantwortlich dafür ist primär der hohe Fettgehalt, der 42 % ausmacht. Aber auch der Anteil an Kohlenhydraten (28 %) und der Eiweissanteil (18 %) sind beachtlich.3

Der Verzehr von 100 g Mohnsaat deckt den Tagesbedarf an Mangan zu 335 % (6,7 mg/100g). Ähnliche Werte dieses Spurenelements haben Gewürze wie Fenchelsamen oder getrockneter Thymian, von denen man aber deutlich weniger zu sich nimmt. Noch mehr haben Weizenkeime mit 13 mg/100g.3

Ebenso beachtlich ist der Gehalt am Makro-Mineralstoff Calcium: 1438 mg/100g Mohnsamen decken 180 % des Tagesbedarfs. Nur getrocknete Gewürze wie Oregano (1597 mg/100g) oder Rosmarin (1280 mg/100g) bieten vergleichbare Mengen.3

Obwohl 0,85 mg Thiamin (Vitamin B1) pro 100 g etwas mager erscheint, deckt diese Menge ca. 78 % des durchschnittlichen, täglichen Bedarf einer Frau. Damit zu vergleichen sind Hülsenfrüchte wie Linsen oder Sojabohnen mit jeweils 0,87 mg/100g. Hefeflocken zeigen mit 41 mg/100g einen extrem hohen Wert.3

In Mohnsamen sind ebenfalls die essenziellen verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAAs) wie Leucin (1,3 g/100g), Valin (1,1 g/100g) und Isoleucin (0,82 g/100g) enthalten.3

Die gesamten Inhaltsstoffe von Mohnsamen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ob Mohn ein Superfood ist, darüber lässt sich streiten. Er hat zwar eine enorme Vitamin- und Spurenelementvielfalt, aber das Fettsäurenverhältnis des Mohnöls ist besonders ungünstig. Anzustreben ist ein Fettsäurenverhältnis Linolsäure zu Alpha-Linolensäure (LA:ALA) von nahezu 1:1. Mit 104:1 sind die Omega-6-Fettsäuren, die als entzündungsfördernd gelten, viel zu hoch. Noch schlechter ist das Verhältnis bei Cashewnüssen (130:1), doch enthalten diese "nur" 7,8 g statt 28 g Linolsäure pro 100 g. Allerdings isst man mehr davon. Im Vergleich dazu hat kaltgepresstes Leinsamenöl mit 1:4 ein besonders gutes Verhältnis. Dazu mehr im für die Gesundheit bedeutungsvollen Text "Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler".

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Mohnsamen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Mohnsamen enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:17,18,25

  • Alkaloide: Opium-Alkaloide (Thebain, Codein, Morphin, Papaverin, Noscapin, Narcein, Narcotin, Sanguarin, Protoberberin, Aporphin), Rhoeadin-Alkaloide (Rheagenin, Rhoeadin, Glaucamin)
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure, Syringasäure); Flavonoide: Flavanole (Epicatechin), Anthocyane (Pelargonidin)

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Mohnsamen abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Insgesamt charakterisierte man mittels Chromatografie 55 Alkaloide, darunter vor allem die Isochinolin-Alkaloide (Opium-Alkaloide) und Rhoeadin-Alkaloide.25 Stoffe mit narkotischer bzw. krampflösender Wirkung sind die im weissen Milchsaft enthaltenen Alkaloide, wie z.B. Morphin, Codein, Papaverin, Noscapin, Thebain und Narcein. Diese Alkaloide wirken auf spezifische Rezeptoren im Gehirn und im Magen-Darm-Trakt.5 Der Milchsaft durchdringt alle Pflanzenteile ausser den Samen und ist insbesondere im Perikarp der Kapsel zu finden. Die reifen Samen enthalten keinen Milchsaft und haben von Natur aus keine Opium-Alkaloide.24

Die schmerzstillende Wirkung des Schlafmohns ist in der Heilpflanzenkunde sehr lange bekannt. Seit 1804 kennt man das im Schlafmohn enthaltene Morphin in seiner reinen Form. Morphin entsteht als irreversibles Endprodukt der Sequenz: Thebain → Codein → Morphin. Es handelt sich um sekundäre Metaboliten, die vorwiegend in den voll entwickelten Kapseln sowie in den spät reifen Kapselstadien der Pflanze vorkommen. Als starkes Schmerzmittel ist es auch heute noch in der Schulmedizin gegen viele Krankheiten, wie z.B. Krebs oder starke chronische Schmerzen, gebräuchlich.4,16

Morphin kann abhängig machen und eine Überdosierung kann zu einer Atemdepression mit Todesfolge führen. Das stark wirkende Opiat fällt daher unter das Betäubungsmittelgesetz. Übrigens ist Morphin viel wirksamer als Codein. Man setzt es bei starkem Reizhusten ein. Heroin stellt man durch chemische Derivatisierung (Säureesterbildung) des Morphins her und es hat die 3-6-fache schmerzstillende Wirkung von Morphin. Heroin selbst ist nicht im Mohn enthalten.6,19

Noscapin und Papaverin zeigen in verschiedenen In-vivo-Studien antikanzerogene Eigenschaften bei Brust-, Leber-, Knochen-, Prostata- und Darmkrebs, indem sie die Zellvermehrung hemmen. Papaverin verbesserte in einer Studie, zusammen mit niederfrequentem Ultraschall, die Funktion der Blut-Hirn-Schranke, die wichtig für das Gleichgewicht im Gehirn ist und bei Hirntumoren gestört sein kann. Diese Kombination senkte die Werte bestimmter Proteine und machte die Blut-Tumor-Schranke durchlässiger. Das könnte eine Methode sein, um Chemotherapeutika gezielt durch diese Barriere zu bringen. Eine andere Studie an Mäusen zeigte, dass Papaverin das Wachstum von Tumoren deutlich verlangsamte. Ebenso zeigen Sanguarin und Berberin antikanzerogenes Potenzial.25

Polyphenole sind natürliche Antioxidantien und finden sich in eher geringen Mengen in P. somniferum.25

Obwohl einige präklinische Studienergebnisse vielversprechend sind, braucht es weitere In-vivo-Studien, um wissenschaftliche Evidenz für die medizinische Verwendung von Mohngewächsen zu erbringen und Vergiftungserscheinungen zu vermeiden.25

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Der Mythos, dass Mohn giftig sei, ist schon lange widerlegt. Vorausgesetzt, man missbraucht ihn nicht. Die in den Samen des Speisemohns enthaltenen Morphinstoffe und Codeine sind eigentlich sehr gering und ungefährlich. Bei der Lebensmittelverarbeitung reduziert sich der Morphingehalt erheblich (bis zu 90 %). In manchen Fällen kann es aber bei der Ernte zu Verunreinigungen kommen. Sind zu viele alkaloidhaltige Kapselbruchstücke in der Ernte, kann der Morphingehalt erhöht sein, sodass Gesundheitsrisiken nicht auszuschliessen sind.15

Bei Schwangerschaft rät man generell von einem übermässigen Verzehr stark mohnsamenhaltiger Gerichte ab.14

Es gibt Menschen, die auf Schlafmohn-Pflanzen bei Hautkontakt oder bei der Einnahme der Samen allergisch reagieren. Diese Allergien sind jedoch eher selten. Das Mohnsamenallergen weist manchmal eine bedingte Hitzestabilität auf (nach dem Kochen oder Backen). Es gibt Kreuzreaktionen mit Sesam, Kiwi, Roggen, Haselnuss und Buchweizen.8 Generell können Nuss- und Pollenallergiker sensibel gegenüber Mohnsamen reagieren. Allergischen Reaktionen an Haut, Schleimhäuten, Bronchien und im Magen-Darm-Trakt sind üblich.9

Verwechslungsgefahr

Den Schlafmohn (Papaver somniferum) kann man mit dem Klatschmohn (Papaver rhoeas) und dem Saat-Mohn (Papaver dubium) verwechseln. Alle enthalten Alkaloide, jedoch in unterschiedlicher Stärke. Meist ist Schlafmohn an der Blütenfarbe zu erkennen. Schlafmohn hat eine hellviolette Blütenpracht, die innen einen dunkelvioletten Grund hat. Die gesamte Pflanze ist blaugrün.5 Klatschmohn ist durch seine purpurroten Blüten bekannt. Sie sind nur selten weiss oder violett, die Borstenhaare stehen an den Stängeln ab. Saatmohn blüht von weiss über gelb bis orangerot und die Stängel sind anliegend behaart.

Volksmedizin - Naturheilkunde

Im alten Griechenland verwendete man Opium für kultische und medizinische Zwecke, im römischen Reich war der Schlafmohn als Wohlstandsdroge bekannt. Im pharaonischen Ägypten verwendete man Opium, um die Schreie der Kinder zu beruhigen und um Darmschmerzen zu lindern, die die Würmer verursachten.22

Auch äusserlich kam Schlafmohn zur Anwendung. Als Balsam, Salbe, Öl oder als dickflüssige Zuckermasse verwendete man Mohn gegen Schmerzen, Fieber und gegen die Pest. Gegen Durchfall nahm man die ganzen Samen ein.4 Im Laufe der Geschichte nutzten immer mehr Menschen Opium als Schmerzmittel, von der Antike bis zur Isolierung von Morphin durch Friedrich Sertürner zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts.22

Opium und Opium-Tinkturen kennt die Volksmedizin als Hustenmittel und ebenfalls als Mittel gegen Durchfall.

Literaturverzeichnis - 15 Quellen

3.

USDA United States Department of Agriculture.

4.

Zeitung de: Schlafmohn - Mohngewächs mit toller Wirkung?

5.

Fleischhauer SG, Guthmann J et al. Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen. AT Verlag: Aarau. 2018.

6.

Bateman JT, Saunders SE et al. Understanding and countering opioid-induced respiratory depression. Br J Pharmacol. 2023 Apr;180(7):813-828.

8.

Alles-zur-Allergologie de: Mohnsamen. 2015.

9.

Keskin O, Sekerel BE. Poppy seed allergy: A case report and review of the literature. Allergy asthma proc. 2006;27(4):396–398.

14.

BfR Bundesministerium für Risikobewertung. Erhöhte Morphingehalte in Mohnsamen: Gesundheitsrisiko nicht ausgeschlossen. 05/2006.

15.

Lachenmeier DW, Sproll C et al. Poppy seed foods and opiate drug testing-where are we today? Ther Drug Monit. 2010 Feb;32(1):11-18.

16.

Martínez MA, Ballesteros S. Opium poisoning in modern times. An overview. Forensic Sci Int. 2019 Sep;302:109848.

17.

Lo DS, Chua TH. Poppy seeds: implications of consumption. Med Sci Law. 1992 Oct;32(4):296-302.

18.

Melo D, Álvarez-Ortí M et al. Nutritional and Chemical Characterization of Poppy Seeds, Cold-Pressed Oil, and Cake: Poppy Cake as a High-Fibre and High-Protein Ingredient for Novel Food Production. Foods. 2022 Sep 29;11(19):3027.

19.

Goldsack C, Scuplak SM et al. A double-blind comparison of codeine and morphine for postoperative analgesia following intracranial surgery. Anaesthesia. 1996 Nov;51(11):1029-1032.

22.

Aragón-Poce F, Martı́nez-Fernández E et al. History of opium. In International Congress Series. Vol. 1242. Elsevier, 2002.

24.

Knutsen HK, Alexander J et al. Update of the Scientific Opinion on opium alkaloids in poppy seeds. EFSA J. 2018 May 16;16(5):e05243.

25.

Butnariu M, Quispe C, Herrera-Bravo J, Pentea M, Sarac I, Küşümler AS, u. a. Papaver plants: current insights on phytochemical and nutritional composition along with biotechnological applications. Hussain T, Herausgeber. Oxidative Medicine and Cellular Longevity. Februar 2022;2022:1–23.

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