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Zucht-Champignon, roh (bio?)

Entdecken Sie vielseitige Verwendungsmöglichkeiten von Zucht-Champignons in der Küche, die allfällige Saison, Preise und gesundheitliche Vorteile. Erfahren Sie mehr über wichtige Nährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Anbau und Ökobilanz.

 

Die aus der USDA Datenbank stammenden Nährstoffe der Zutat haben wir komplettiert.
92%
Wasser
 49
Makronährstoff Kohlenhydrate 48.73%
/46
Makronährstoff Proteine 46.19%
/05
Makronährstoff Fette 5.08%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 0.2g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Der Zucht-Champignon (Agaricus bisporus) ist einer der bekanntesten Speisepilze. Er ist auch roh sehr schmackhaft und oft in Bio-Qualität erhältlich.

Verwendung in der Küche

Den rohen Zucht-Champignon gibt es in verschiedenen Farben (weisser oder brauner Hut) und Grössen (knopfförmig oder mit weit geöffnetem Hut). Der Hut ist bei jungen Exemplaren kugelig und geschlossen, er öffnet sich bei älteren Pilzen. Die Lamellen sind rosa und färben sich im späteren Stadium dunkelbraun. Der Stiel ist leicht vom Hut abtrennbar, die Haut des Hutes lässt sich über den Hutrand abziehen. Der Geschmack des Pilzes ist mild und nussartig, sein Geruch pilzig, leicht nussig und gelegentlich als marzipanartig beschrieben.3

Der ganze Zucht-Champignon lässt sich inklusive Stiel auf diverse Arten zubereiten: Fein gehobelt, gehackt, ganz gebraten, gedünstet, frittiert, gegrillt oder gekocht. Der Zucht-Champignon macht sich gut zu allerlei veganen Pastagerichten, Reisgerichten (z.B. Risotto), in Gemüsepfannen, asiatischen Speisen, Aufläufen und Suppen. Auch in einer Pilzpfanne mit anderen Pilzen (z.B. Riesen-Champignons, Pfifferlingen, Kräuterseitlingen, Austernseitlingen, Shiitake-Pilzen etc.) oder gefüllt mit Gemüse schmeckt er ausgezeichnet. Der Zucht-Champignon harmoniert gut mit wenig Salz, Pfeffer und Petersilie. Aber auch etwas exotischer gewürzt (z.B. mit Curry, Paprikapulver oder Koriander) schmeckt der Pilz hervorragend. Champignons sind auch in Essig (z.B. Weissweinessig) eingelegt, mit etwas Salz, Pfeffer, Knoblauch und Kräutern (z.B. Rosmarin, Majoran, Thymian etc.) eine mögliche Abwechslung.

Ausgewachsene Champignons mit grossem Hut, meist als Portobello bezeichnet, eignen sich hervorragend zum Füllen und Backen. Dafür schneiden Sie den Stiel ab und entfernen mit einem Löffel die Lamellen des Pilzes. Die Lamellen und Stiele grob hacken und mit den restlichen Zutaten für die Füllung mischen. Dafür passen neben Tomaten, roten Zwiebeln oder Spinat auch Hanf-Pesto oder veganer Frischkäse hervorragend.

Champignons gelegentlich in geringen Mengen roh zu konsumieren, sollte kein Problem darstellen. Rohe Champignons munden z.B. im Rohkost-Salat oder zusammen mit verschiedenstem Gemüse und Dips. Wild gesammelte Pilze sollten Sie immer kochen.

Veganes Rezept für eine Champignon-Gemüsepfanne mit Reis

Zutaten (für 2 Personen): 150 g Basmatireis, 1 kleine Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 400 g braune Zuchtchampignons (bio), 200 g Broccoli, 400 g Kichererbsen (gekocht), 1 EL Rapsöl, etwas Salz und Pfeffer.

Zubereitung: Basmatireis nach Anleitung kochen. Zwiebeln und Knoblauch schälen und fein hacken. Champignons mit einem Küchentuch putzen und halbieren. Broccoli in Röschen teilen. Kichererbsen abgiessen und kurz abspülen. Rapsöl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebel und den Knoblauch ca. 2 Min. darin anschwitzen. Broccoli und Zucht-Champignons hinzugeben und kurz mitbraten. Kichererbsen beifügen. Alles goldbraun anbraten und mit etwas Salz und Pfeffer abschmecken. Die vegane Gemüsepfanne mit dem gekochten Basmatireis anrichten und servieren.

Vegane Rezepte mit Zucht-Champignons finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
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Einkauf - Lagerung

Frische Zucht-Champignons gibt es ganzjährig in Supermärkten, wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Billa, Edeka, Hofer. Auch in Bio-Supermärkten (z.B. Alnatura und Denn's Biomarkt) oder auf Wochenmärkten finden Sie die beliebten Speisepilze häufig. Neben dem klassischen weissen Zucht-Champignon gibt es auch braune, hellbraune oder leicht gold-weisse Exemplare. Unter dem Namen Portobello-Pilze versteht der Handel ausgewachsene, braune Champignons mit grossem Hut. Riesen-Champignons (Agaricus augustus) sind eine eigene Art.

Die Verfügbarkeit von Champignons ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Wild zu finden

Champignons wachsen vorwiegend in gemässigten Breiten auf der Nordhalbkugel.1 Mittlerweile findet man den Zucht-Champignon als verwilderten Kulturpilz auch in Parkanlagen und Gärten auf der ganzen Welt. In der Natur hat der Pilz von Frühsommer bis Spätherbst Saison.2

Bevor Sie Pilze selbst sammeln, sollten Sie sich gut informieren, denn es besteht die Möglichkeit, Champignons mit giftigen Pilzen zu verwechseln (siehe Verwechslungsgefahren weiter unten).

Tipps zur Lagerung

Zucht-Champignons kann man zwei bis drei Tage im Kühlschrank lagern, am besten in einer Papiertüte, damit Luft an die Pilze gelangt. Da Zucht-Champignons leicht den Geschmack und Geruch von anderen Lebensmitteln annehmen, sollte man sie nicht neben stark riechenden Lebensmitteln aufbewahren. Zucht-Champignons kann man zudem problemlos einfrieren (ca. 1 Jahr haltbar), jedoch sind sie danach nur gekocht geniessbar: Nach dem Auftauen verlieren Champignons an Festigkeit und passen daher in Saucen, Ragouts oder Suppen.

Wenn Sie gekochte Pilze ein zweites Mal erhitzen, sollten diese ordnungsgemäss im Kühlschrank gelagert sein. Sie sollten vorgekochte Pilze jedoch innerhalb von einem Tag konsumieren und das Gericht durchgängig erhitzen und nicht bloss erwärmen.14

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Der Energiegehalt von Zucht-Champignons beträgt 22 kcal pro 100 g, wovon 3,3 g Kohlenhydrate sind. Fett ist mit 0,34 g/100g kaum vorhanden. Zucht-Champignons enthalten 3,1 g/100g Eiweiss und 1 g Ballaststoffe.4

Enthalten Champignons Vitamine? Der Zuchtchampignon beinhaltet 16 µg/100g Biotin (ex Vitamin B7, H), was 32 % des Tagesbedarfs ausmacht. Ähnlich viel weisen rohe Austernseitlinge (16 µg/100g) und rohe Shiitake-Pilze (15 µg/100g) auf. Getrocknete Shiitake-Pilze enthalten zwar mit 75 µg/100g ca. das 5-fache an Biotin,4 jedoch muss man sie vor dem Verzehr meist noch wässern und kochen, was die tatsächlich aufgenommene Menge reduziert.

Der Gehalt an Riboflavin (Vitamin B2) beträgt bei Zuchtchampignons 0,4 mg/100g. Dieser Gehalt deckt den Tagesbedarf zu 29 %. Rohe Riesen-Champignons (0,4 mg/100g) und rohe Steinpilze (0,37 mg/100g) haben ähnliche Riboflavin-Gehalte. Besonders viel dieses Vitamins findet man in getrockneter Petersilie (2,4 mg/100g).4

In Zucht-Champignons stecken 1,5 mg Pantothensäure (Vitamin B5) pro 100 g (25 % des Tagesbedarfs). Rohe Shiitake-Pilze (1,5 mg/100g) und Riesen-Champignons (1,5 mg/100g) weisen ähnlich viel Pantothensäure auf. Rohe Steinpilze (2,7 mg/100g) gelten als Lebensmittel mit einem recht hohen Anteil an Vitamin B5.4

Die gesamten Inhaltsstoffe von Zucht-Champignon, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Aufgrund des geringen Kaloriengehalts und seiner sättigenden Wirkung ist der Zucht-Champignon gut für eine gesundheitsbewusste und kalorienarme Diät geeignet.7 Es ist bekannt, dass Champignons Nährstoffe wie Proteine, Lipide, Fasern, Mineralien und Vitamine enthalten, die sie zu einem gesunden Lebensmittel machen.5

Pilze sind reich an Ergosterol, das sie durch ultraviolette Strahlung in Vitamin D2 umwandeln.22 Einige grössere Pilz-Farmen (z.B. in den USA, Irland, Niederlanden und Australien) setzen daher frische Zucht-Champignons UV-Strahlung aus, um so die Konzentration des Vitamins D2 signifikant zu erhöhen. Der Gehalt an Vitamin D2 beträgt bei UV-bestrahlten, frischen Pilzen bis zu 10 μg/100g Frischgewicht, was höher ist als die meisten Vitamin-D-haltigen Lebensmittel. So behandelte Zucht-Champignons sind daher gute Lieferanten für Vitamin D2, allerdings nimmt der Gehalt während der Lagerung und des Kochens ab.6 Viel wichtiger für den Menschen ist aber das Vitamin D3, das wir bei ausreichend Sonneneinstrahlung in der Haut selbst herstellen.4

Champignons enthalten Ballaststoffe, wie Beta-Glucane und Chitin.10 Chitin galt lange als unverdaulich. ForscherInnen konnten jedoch nachweisen, dass Menschen das Enzym zur Verdauung von Chitin, die sogenannte Chitinase, für den Magensaft produzieren können. 20 % der untersuchten Personen in der italienischen Studie wiesen jedoch keine Chitinase auf und verdauen Chitin nicht. Die ForscherInnen gehen davon aus, dass ein Fehlen von chitinhaltigen Speisen (Pilze, Schalentiere, Insekten) dazu führte, dass in gewissen Bevölkerungsgruppen die Fähigkeit zur Produktion von Chitinase verloren ging bzw. abnahm.19

Ballaststoffe verringern das Risiko von Stoffwechselstörungen und Fettleibigkeit. Der Ballaststoff Chitin kann eine Immunreaktion auslösen, die einer allergischen Reaktion ähnelt. In einer Studie mit Mäusen konnten ForscherInnen nachweisen, dass mit Chitin gefütterte Mäuse eine bessere Insulinsensitivität aufwiesen als diejenigen, die man mit anderen Ballaststoffen fütterte. Diejenigen Mäuse, welche Chitin assen, es aber nicht abbauen konnten, hatten die stärkste Immunreaktion, nahmen am wenigsten an Gewicht zu und hatten den geringsten Körperfettanteil. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Immunantwort auf Chitin Vorteile für die Stoffwechselgesundheit hat. Dies kann daran liegen, dass die Hauptzellen, die Chitinase produzieren, auch andere Verdauungsenzyme produzieren. Die Immunantwort auf Chitin kann auch die Produktion dieser Stoffe steigern und so die allgemeine Verdauung verbessern. Dieser Prozess könnte ein potenzielles therapeutisches Ziel für Fettleibigkeit oder andere Stoffwechselerkrankungen sein.20

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Champignons kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Zucht-Champignon (Agaricus bisporus) enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:10,17,18

  • Isoprenoide: Triterpene/-oide (Steroide: Ergosterol)
  • Polyphenole: Phenolsäuren (Hydroxybenzoesäuren: Gallussäure, Protocatechinsäure, Vanillinsäure; Hydrozimtsäure: Chlorogensäure); Flavonoide: Flavonole (Myricetin, Kaempferol, Quercetin), Flavanole (Catechin), Flavanone (Naringenin); Stilbene (Resveratrol)

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Champignons abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Die Extrakte von Agaricus bisporus und seine bioaktiven Verbindungen weisen antioxidative, antimikrobielle, blutzuckersenkende und entzündungshemmende Aktivitäten auf.5,8 Die enthaltenen Flavonoiden reduzieren das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs zu erkranken.17

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Rohe Zucht-Champignons enthalten, wie auch einige andere essbare Pilze, geringe Mengen an karzinogenen Inhaltsstoffen (Agaritin). Diese sind jedoch hitzelabil und reduzieren sich nach dem Kochen bzw. Braten signifikant.8 Konsumieren Sie daher Zucht-Champignon nur gelegentlich roh und besser in kleinen Mengen. Teilweise rät man vom Rohverzehr grundsätzlich ab.

Laut einer Studie neigen wild wachsende Pilze dazu, Schwermetalle in ihrem Gewebe zu akkumulieren. Das Ausmass der Akkumulation ist abhängig von verschiedenen Faktoren (z.B. Bodeneigenschaften, Schwermetall-Konzentration im Boden etc.). Die Autoren der Studie empfehlen daher, beim Verzehr von gesammelten Pilzen Sorgfalt walten zu lassen und diese massvoll zu geniessen.9 Gezüchtete Champignons sollten keine gesundheitsschädlichen Schwermetalle enthalten. Allerdings verwenden einige konventionelle Züchter Fungizide und Insektizide, um das Substrat keimfrei zu halten. In der Bio-Aufzucht ist dies nicht erlaubt, weshalb Sie besser zu biologisch angebauten Samtfussrübling (bio) greifen sollten.

Verwechslungsgefahr

Den Zucht-Champignon (Agaricus bisporus) kann man mit weiteren Arten von Champignons verwechseln, wie z.B. dem Wiesen-Champignon (Agaricus campestris), Kompostegerling (Agaricus cappellianus) oder Stadt-Champignon (Agaricus bitorquis), was nicht weiter schlimm ist, da diese essbar sind. Mit dem giftigen Karbolegerling (Agaricus xanthodermus) und dem tödlich giftigen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides var. alba) sollte man ihn jedoch nicht verwechseln.3

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab, wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. Pilze haben in der Regel einen geringen CO2-Fussabdruck, wie frische Pilze (Sorte nicht spezifiziert) aus Polen mit 0,16 CO2eg/kg zeigen.15

Wir konnten keine Zahlen zum Wasserfussabdruck von Champignons finden. Pilze brauchen in der Regel wenig Wasser und sind zusammen mit Hülsenfrüchten und Bohnen eine gute vegane Proteinquelle. Pro Portion stossen Pilze 65 % weniger CO2-Emissionen aus, benötigen 75 % weniger Wasser und 87 % weniger Land als bei der Produktion von Fleisch anfällt (Rind und Schaf).16

Eine Studie untersuchte das Potenzial von Pilzsubstrat (pasteurisiertes organisches Material, das nach der Ernte von Pilzen übrig bleibt) aus der Kultivierung von Zucht-Champignons als kostengünstiges Mittel zur Entfernung verschiedener Schwermetalle aus verschmutztem Wasser. Die Studie beschreibt diesen Vorgang als effiziente, wirtschaftliche, umweltfreundliche und nachhaltige Biotechnologie zur Eliminierung von umweltbelastenden Verunreinigungen.12

WissenschaftlerInnen prüfen, ob Pilze auch Medikamentenrückstände aus Wasser filtern können. Dies stellte sich im Labor als effektiv heraus, jedoch sind weitere Tests bis zur praktischen Anwendung nötig. Mehr Informationen finden Sie unter Austernseitlinge.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Weltweites Vorkommen - Anbau

Wild ist A. bisporus weltweit verbreitet und besiedelt eine Vielzahl an ökologischen Nischen. Die häufigsten Lebensräume sind Wälder in warmgemässigten Zonen mit feuchtem Klima, in denen der Boden mit Laubstreu bedeckt und reich an Humussubstrat ist. Man findet ihn auch in semiariden Gebieten, u.a. baumlosen Sanddünen (französische Atlantikküste) und unter Mesquiten (Kalifornien). Wild oder verwildert findet er sich auch auf Rasenflächen oder in Gärten.21

Der genaue Ursprung von Agaricus bisporus ist unbekannt. Genetische Untersuchungen zeigen, dass sich die heutigen Exemplare von A. bisporus in sieben genetisch unterschiedliche und geografisch abgrenzbare Kladen (Abstammungsgemeinschaften) unterteilen lassen: Vor 4,6 Millionen Jahren bildete sich auf dem europäischen Kontinent eine neue Art A. bisporus. Die Populationen von A. bisporus begannen sich aufgrund von Umwelteinflüssen aufzuspalten. Die früheste Trennung erfolgte vor 1,47 Millionen Jahren und es entstand die Klade Eurotetrasporus. Vor 1 Million Jahren bildeten sich dann zwei Gruppen mit besonderen Merkmalen, die Klade Europa II und III. Nach der weiteren Ausbreitung bildete die Gruppe, die in Europa überlebte, vor 0,76 Millionen Jahren die Klade Europa I, und die Gruppe, die nach China zurückkehrte, bildete vor 0,72 Millionen Jahren die Klade China, die sich über die Bering-Landbrücke auf den nordamerikanischen Kontinent ausbreitete und sich allmählich aufspaltete, um die charakteristischen Gruppen Klade Amerika I und II zu bilden.21

Der nächste bekannte Verwandte von A. bisporus sind A. qilianensis und A. sinotetrasporus, welche wild in den Qilian-Bergen in China vorkommen. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass der gemeinsame Vorfahre dieser drei Arten auf dem eurasischen Kontinent weitverbreitet war.21

Die erste schriftlich überlieferte Kultivierung erfolgt in den frühen 1700er Jahren in Frankreich. Von dort gelangte die Champignon-Zucht in die USA, wo man ihn in grossen industriellen Anbauhallen züchtete. Die Kultivierungsmethoden verbreiteten sich weltweit. 2020 betrug der kommerzielle Anbau rund 62 % der gesamten weltweiten Speisepilzproduktion und ist der beliebteste Speisepilz.12 Vor allem in Nordamerika, Europa und China baut man grössere Mengen des Kulturchampignons auf Substrat an.2

Die industrielle Kultivierung führt jedoch auch zu Problemen. Durch den Zucht-Anbau fand eine starke Selektion statt: nur wenige Sorten sind auf dem Markt. Diese erfüllen zwar die Vorlieben der KonsumentInnen, die Zuchtstämme haben jedoch Schwierigkeiten, sich an unterschiedliche Wachstumsbedingungen anzupassen. Da sich immer wieder Zucht-Champignon-Stämme in der Natur verbreiten, gefährden sie die wilden Populationen und führen schlussendlich zu einem Verlust der genetischen Vielfalt.21

Anbau im Garten

Zucht-Champignons lassen sich auch einfach Zuhause kultivieren. Der einfachste Weg sind professionell vorgezogene Pilzzucht-Kulturen und Substrate, welche die Erfolgssicherheit steigern und schneller zur ersten Pilzernte führen. Diese können Sie im Online-Handel bei diversen Pilzzucht-Betrieben bestellen. Sie benötigen ein nährstoffreiches Substrat, wie Kompost oder Mist. Geeignet sind Keller, Waschküche oder ein Mini-Gewächshaus, welche leicht feucht sind.

Champignons gedeihen an einem hellen oder dunklen Platz. Für die Bildung der Pilzmyzelfäden sind Temperaturen von mindestens 20 °C bis maximal 24 °C nötig. Danach benötigt die Kultur niedrigere Temperaturen (15 °C bis max. 18 °C), damit sich die Pilze ausbilden.2

Anbau - Ernte

In der biologischen Zucht (bio) beimpft man Bio-Substrat ökologischer Herkunft mit Champignon-Myzelium. Das Bio-Substrat erfährt keine Behandlungen mit chemischen Pestiziden. Die Pilze wachsen im Bio-Anbau bei milderer Temperaturführung, was der Vermehrung von Schädlingen entgegenwirkt, aber auch das Wachstum im Gegensatz zum konventionellen Anbau verlangsamt. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die Pilze dabei weniger Wasser einlagern und dadurch festeres Fleisch und ein intensiveres Aroma entwickeln.11

Zucht-Champignons kultiviert man grösstenteils in speziell angelegten Tunneln mit Klimakontrolle. Nach 3-6 Wochen erreichen die Champignons ihre gewünschte Grösse. Kompostierbare Materialien, z.B. ein Mix aus Stroh, Gips und Hühner-, Kuh- oder Pferdemist, dienen als Substrat für die Zucht-Champignons.2 Die Ernte geschieht per Hand. So stellt man sicher, dass die Champignons ohne viel anhaftende Erde aus dem Beet gelangen. Nach der Ernte sortiert man die Pilze nach Qualität, Gewicht und Grösse.

Weiterführende Informationen

Die Taxonomie des Champignons ist verworren. Neben der Bezeichnung Agaricus bisporus (J.E. Lange) Imbach verwendet man gelegentlich das Synonym Agaricus brunnecens Peck und Agaricus hortensis (Cooke) S. Imai.13 Der Champignon, als wilde und als kultivierte Art, war zum Zeitpunkt der Erstbeschreibung schon viele Jahrzehnte bekannt. Da die Verwandtschaftsgruppe merkmalsarm und weitverbreitet ist, beschrieben Mykologen ähnliche Exemplare unter verschiedenen Namen. Es ist teilweise bis heute bestritten, ob diese zur selben oder zu anderen Arten gehören.

Champignon gehört zur Familie der Champignonverwandten und zur Gruppe der rötenden Agaricus-Arten. Diese rötende Reaktion betrifft das Fleisch, aber fällt beim Zucht-Champignon nur schwach aus. Die Position des Rings (klein und aufsteigend) ist ein weiteres Merkmal für den Zucht-Champignon.1

Alternative Namen

Der Zucht-Champignon (Zuchtchampignon, Zucht Champignon, Champignon Zucht) hat zahlreiche Alternativnamen: Zweisporiger Champignon, Zweisporiger Egerling, Weisser Champignon (Champignon weiss), Brauner Champignon, Weisser Egerling, Brauner Egerling, Brauner Zuchtegerling, Weisser Zuchtegerling, Kulturchampignon, Gartenegerling, Kulturchampignon, Steinchampignon, Steinpilzchampignon, Pariser Pilz, Champignon de Paris, Portobello-Pilz (Portobello Pilz) etc.

Im Englischen bezeichnet man ihn als common mushroom, button mushroom, white mushroom, table mushroom, portobello (portabella, portobella, portobello mushroom), cremini mushroom (Pl. cremini mushrooms) oder crimini mushroom, Swiss brown mushroom, Roman brown mushroom, Italian brown, Italian mushroom, chestnut mushroom, cultivated mushroom. Auch bekannt sind die Pluralwörter portobello champignons, portobello mushrooms oder portobellos.

Literaturverzeichnis - 22 Quellen

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