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Malzsirup (Malzextrakt, bio?, roh?)

Malzsirup, auch Malzextrakt genannt, stellt man z.B. aus kurz gekeimter und wieder getrockneter Gerste her. Bio möglich, doch nicht roh.
21%
Wasser
 92
Makronährstoff Kohlenhydrate 92%
/08
Makronährstoff Proteine 8%
/00
Makronährstoff Fette 0%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Gersten-Malz ist die Basis des Malzsirups. Falls das Produkt andere Getreidearten enthält, müssen diese klar deklariert sein. Malzsirup ist auch in Bio-Qualität und als glutenfreie Variante erhältlich, ist aber nie roh.

Verwendung in der Küche

Was ist Malzsirup, was ist Malzextrakt und was ist Gerstenmalzextrakt? Ist Gerstenmalz vegan? Ist Gerstenmalzextrakt vegan?

Malzsirup ist vegan, doch durch das Darren und andere Verarbeitungsprozesse nicht roh im Sinn von Rohkost. Es ist ein malzartig schmeckender, zähflüssiger, meist gelblicher bis bräunlicher Sirup mit typischem, an Karamell erinnerndem Geschmack. Extrakt aus Getreidemalz oder Malzextrakt, sind nur andere Bezeichnungen für Malzsirup. Man verwendet Malzsirup neben dem Backen auch als Brotaufstrich, Süssungsmittel oder für die Herstellung von Süssigkeiten. Gerstenmalzextrakt stammt aus Gersten-Malz, das viel mehr Stärke als Zucker enthält: Die Stärke wandelt man im Prozess des Mälzens von Getreide, in ein Extrakt aus Zucker um. Gerstenmalz oder Roggenmalz etc. sind dennoch zu unterscheiden von Malzzucker.

Malzzucker, oder Maltose, ist ein Disaccharid, aus zwei Glukosemolekülen bestehend. Er entsteht während des Mälzprozesses, ist aber spezifischer als Malzsirup. Maltose ist aus Malzsirup isolierbar oder durch die enzymatische Umwandlung von Stärke in Glukose und dann in Maltose herstellbar. Im Gegensatz zu Malzzucker, ist Malzsirup in der Zusammensetzung komplexer und enthält verschiedene Zuckerarten. Die Begriffe Malzzucker und Malzsirup verwendet man oft synonym; es gibt jedoch einen feinen, aber bedeutenden Unterschied: Malzzucker ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Maltose. Während Malzsirup auch andere Zuckerarten wie z.B. Fructose enthalten kann.

Als Backmittel dient meist die getrocknete Pulverform von Malzextrakt. Bei Brot und Backwaren verbessert das Pulver die Back-, Krumen- und Krusteneigenschaften. Das Aroma des Gebäcks entsteht vorwiegend durch die Hitzeeinwirkung, also durch Karamellisierung und die parallel stattfindende Maillard-Reaktion (nicht-enzymatische Bräunung). Gerstenmalz nutzt man auch bei der Bier- und Whiskeyherstellung (Whisky) und man fabriziert daraus auch Malzkaffee (Gerstenkaffee).

Was kann man als Ersatz für Backmalz nehmen? Verwendet man bei Rezepten flüssiges Malz, kann man dies auch 1:1 durch Honig ersetzen. Backmalz kommt vor allem der Hefe beim Backen zugute, es erhöht die Aktivität. Wenn man kein Backmalz verwendet, geht der Prozess etwas langsamer vonstatten. Mit jedem anderen Zucker kann man den Prozess beschleunigen.

Eigene Zubereitung (von Malzsirup)

Malzsirup selber machen? Malzextrakt kann man selbst herstellen, auch wenn das kein einfacher Prozess ist:1 Zuerst schrotet man das kurz gekeimte und wieder getrocknete Getreide (Malz). Malz kann man günstig z.B. online kaufen oder man kauft Gerste, die man selbst keimen lässt und anschliessend trocknet. Auch Weizen, Roggen, Dinkel, Mais, aber auch Reis sind zur Herstellung von Malzsirup geeignet.

Mit Wasser rührt man eine Maische an, die man bei ca. 50 °C einige Stunden im Backofen ziehen lässt. Man erhöht in mehreren Schritten die Temperatur der Maische zuerst auf 63 °C, dann auf 73 °C und lässt den Topf jeweils 1 h im Backofen stehen. Rühren Sie gelegentlich um. Am Schluss erhitzt man auf 78 °C und lässt die Maische ca. 20 Minuten bei 80 °C im Backofen. Diese hohen Temperaturen inaktivieren die enthaltenen Enzyme. Man muss beachten, dass die Temperatur nicht zu schnell ansteigt und die Maische nicht anbrennt.

Der nächste Schritt ist das Abläutern: Hier trennt man die Flüssigkeit von den unlöslichen Trebern. Dafür verwendet man ein Tuch, am besten aus Leinen.

Die Flüssigkeit lässt man auf dem Herd unter ständigem Rühren kochen. Der Sud soll sich ca. um die Hälfte reduzieren, damit man am Ende einen dickflüssigen Sirup erhält. Füllt man ihn noch heiss in kleine Schraubgläser oder Fläschchen, hat man gute Chancen auf eine lange Haltbarkeit.

Veganes Rezept

Aufgrund der Maillard-Reaktion, die ab Temperaturen von 170 bis 190 °C kritische Mengen an Acrylamid entstehen lässt, verzichten wir hier auf einen Rezept-Tipp. Zudem können wir Malzsirup nicht als gesunde Zuckeralternative empfehlen, selbst wenn der Gerstenmalzsirup mehr Vitamine und sekundäre Inhaltsstoffe enthält als Haushaltszucker. Lesen Sie mehr dazu weiter in den folgenden Kapiteln.

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Hier können Sie ganzjährig Malzsirup kaufen: in Reformhäusern, Bio-Läden, Bio-Supermärkten (z.B. Denn's Biomarkt oder Alnatura), Drogerien, manchmal auch in Apotheken, aber vor allem in Online-Shops. Der hell- bis dunkelbraune Sirup ist meist in Schraubgläsern, Fläschchen und manchmal in Plastik- oder Metalldosen abgefüllt. Supermärkte wie Coop, Denner, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa, Spar, Volg oder Migros führen Malzextrakt nur selten im Standardsortiment.

Stellt man Malz-Sirup aus anderen Getreidearten als Gerste her, muss dies gekennzeichnet sein. Kaufen Sie biologisch hergestellten Malzsirup, denn je nach Herkunft und Typ können diverse Pestizide (auch welche, die im eigenen Land schon verboten sind) oder Gentechnik im Spiel sein (wobei es hierbei grosse Unterschiede gibt – von mehr Vitamingehalt bis hin zu insektiziden Proteinen).25,26

Die Verfügbarkeit von Malzsirup ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Gekaufter Gerstenmalzsirup ist hygienisch abgepackt und luftdicht verpackt sehr lange haltbar. Nach dem Öffnen sollte man immer darauf achten, dass man den Sirup nicht mit Lebensmittelresten, Wasser oder Speichel (abgeschleckter Löffel) verunreinigt.2,12 Lagern Sie Malzsirup lichtgeschützt und kühl. Selbst hergestelltes Malzextrakt lagern Sie am besten im Kühlschrank und verbrauchen es zügig.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Malzsirup bietet 318 kcal/100g. Der Sirup enthält kein Fett und besteht zu 71 g/100g aus Kohlenhydraten, welche zu 79,2 % Zucker sind. Gerstenmalzsirup enthält vor allem Zucker in Form von Maltose bzw. Malzzucker (mind. 55 %). Andere enthaltende Zuckerarten sind Sucrose mit ca. 5 %, Dextrose und Fructose mit je ca. 2 % sowie Dextrine mit ca. 13. %.13 Der Eiweissgehalt ist mit 12,4 % für ein Süssungsmittel relativ hoch, der Rest ist Wasser (ca. 21 %). Zudem enthält Malzsirup noch Anteile an Vitaminen wie Niacin (B3). Der Wert von 8.1 mg/100g ist ähnlich dem von Moringa-Pulver oder Sonnenblumenkernen. Sehr viel Niacin hat z.B. Bierhefe mit 57 mg/100g oder Gewürzpaste auf Hefebasis mit 128 mg/100g. Niacin ist wichtig für die Verstoffwechselung von Eiweiss, Fett und Kohlenhydraten.3

Pyridoxin (B6) ist in Malzextrakt mit 0.5 mg/100g enthalten. Getrocknete Mango oder Quinoa haben ähnliche Werte und wiederum die Bierhefe mit 4,4 mg/100g enthält sehr viel von diesem Vitamin. Als besonders wichtiges Coenzym ist es auch am Eiweissstoffwechsel und am Abbau des Glykogens beteiligt.3

Phosphor erhalten wir normalerweise genügend über unserer Ernährung. Dennoch ist es ein essenzielles (essenzielles) Mengenelement und an sehr vielen Reaktionen im Körper beteiligt. Malzextrakt enthält 236 mg/100g Phosphor, was ähnlich ist wie Maismehl oder Tofu. Mit 1'650 mg/100g haben Hanfsamen sehr viel an natürlichem Phosphor.3

Auch Aminosäuren wie Tryptophan (100 g enthalten 30 % es Tagesbedarfs), Threonin oder Valin sind in Malzextrakt enthalten und Spuren von Magnesium, Kalium, Calcium und Natrium sind nachweisbar.3

Beachten Sie, dass die Inhaltsstoffe je nach Getreideart stark schwanken können. Bei selbst hergestelltem Malzsirup kann auch der Vitamingehalt deutlich reduziert sein. Das lange Kochen zerstört oder verändert viele Inhaltsstoffe. Industriell entzieht man das Wasser schonender mithilfe eines Vakuumverdampfers.

Im Vergleich zum Malzzucker ist Malzsirup kalorienärmer und nährstoffreicher, also gesünder.

Niacin, Pyridoxin und Tryptophan sind die mengenmässig wichtigsten essenziellen Mikronährstoffe, die Malzsirup bietet. Jedoch tragen sie wegen der kleinen Verzehrmenge nicht wesentlich zur Deckung des jeweiligen Tagesbedarfs bei. Weitaus interessanter für den Gesundheitswert sind die sekundären Pflanzenstoffe in dieser Zutat, die schon in Spuren wirken können. Am meisten beeinflusst jedoch (vermutlich) der hohe Zuckergehalt die Gesundheit.

Die gesamten Inhaltsstoffe von Malzsirup, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Malzsirup gesund? Ist Gerstenmalzextrakt-Zucker gleichzusetzen mit anderen Zuckern? Ist Gerstenmalz ungesund? Welche Wirkung hat Gerstenmalzextrakt (Blutzucker)?

Zucker ist unser Treibstoff und wir benötigen ihn, um vielerlei Funktionen des Körpers auszuüben. Auf der anderen Seite hat Zucker bzw. der übermässige Verzehr davon negative Effekte auf unsere Gesundheit, von Karies, Diabetes bis hin zu einer erhöhten Sterblichkeit.22

Wie diese Problematik zu verstehen ist und wie zu lösen, ist wissenschaftlich noch nicht gänzlich geklärt. Es gibt aber Hinweise, dass Zucker in Kombination mit sekundären Pflanzenstoffen, Ballaststoffen und anderen Stoffen (?) den besseren Zuckerkonsum ausmacht: Ob man Zucker in raffinierter oder in unraffinierter Form (z.B. Obst) isst, könnte den grossen Unterschied machen.23

Zucker kommt in allen kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln vor, wie etwa Früchte, Gemüse, Getreide oder Milchprodukte. Die Vollwertprodukte enthalten neben Zucker viele andere wertvolle Inhaltsstoffe. Der Körper verstoffwechselt den enthaltenen Zucker langsam, man erhält eine gleichmässige Energieversorgung. Ausserdem steht der Konsum von viel Obst, Gemüse und anderen Vollwertprodukten in Verbindung mit einem verminderten Risiko an Diabetes, Krebs oder am Herzen zu erkranken.

Fügt man Lebensmittel extra Zucker hinzu, wie etwa Malzsirup, kann das je nach Menge mit erhöhtem Blutdruck, Entzündungen, Übergewicht, Diabetes und Fettleber einhergehen. Auch das Risiko eines Schlaganfalls und Herzinfarkts erhöht sich.24

Ist Gersten-Malzextrakt gesund? – Liest man die Inhaltsstoffliste mit den vielen Vitaminen und Mineralstoffen, meint man, Gerstenmalzsirup sei eine gesunde Zucker-Alternative. In kleinen Mengen verwendet, mag das wohl stimmen. Zu bedenken ist auch, dass die Süsskraft von Malzextrakt nur halb so stark wie diejenige der Saccharose ist.

Gerstenmalzextrakt ist auch ein beliebter Zusatzstoff, um Brote dunkler zu färben. Allerdings täuscht man den Konsumenten so ein gesundes Vollkornbrot vor. Das Brot enthält aber neben Weissmehl nur Zuckerkulör (Zuckercouleur), Zuckerrübensirup und eben Malzextrakt. Zudem ist Brot auch oft nicht vegan, da man es mit Milchpulver streckt.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Malzsirup kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Malzsirup enthält folgende sekundäre Pflanzenstoffe: Phenole.14 In der Gerste und im Gerstenmalz sind enthalten: Phenolsäuren (Benzoesäure- und Zimtsäurederivate), Proanthocyanidine, Gerbstoffe, Flavonole, Chalkone, Flavone, Flavanone und phenolische Aminoverbindungen. Im Malz sind einige der sekundären Pflanzenstoffe der Gerste enthalten, weitere entstehen und erhöhen sich teilweise durch das Mälzen.11

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Malzsirup abhängig von Herstellungsprozess, Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Durch die Hitzeeinwirkung zeigen die im Malzsirup enthaltenen Zuckerarten Reaktionen, die Geschmack, Farbe und Aroma von Lebensmitteln intensivieren (Karamellisierung und Maillard-Reaktion). Diesen Vorteil nutzt die Industrie und versteckt Gerstenmalzextrakt in vielen Lebensmitteln. Bei der nicht-enzymatischen Bräunungsreaktion (Maillard-Reaktion) reagieren Aminverbindungen (z.B. Aminosäuren, Peptide, Proteine) mit Zucker. Bei Temperaturen ab ca. 120-190 °C entstehen Acrylamid, die mutagen und karzinogen wirken können (Derzeit gibt es nur eindeutige Beweise aus Tierversuchen). Acrylamid kann allgemein bei starker Erhitzung von kohlenhydratreichen Lebensmitteln, wie etwa Kartoffeln und Getreide, entstehen. Beim Backen, Rösten und Braten entsteht als Nebenprodukt der Bräunungsreaktion (Maillard-Reaktion) Acrylamid. Der Stoff kann über die Nahrung, über die Haut oder über die Atmung (z.B. über Zigarettenrauch) in den Körper gelangen und verteilt sich rasch im ganzen Körper.5 Wer Acrylamid aus gesundheitlichen Gründen vermeiden möchte, sollte auf das Erhitzen auf hohe Temperaturen, sprich Braten und Backen von kohlenhydratreichen Lebensmitteln (wie Gerstenmalzsirup) verzichten.

Menschen mit Glutensensitivität, Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie sollten Gerstenmalzextrakt vermeiden. Manchmal findet man durch Spezialverfahren hergestelltes, glutenfreies Gerstenmalzextrakt (vegan). Demeter bietet z.B. biodynamischen flüssigen Bio-Malzextrakt (vegan und glutenfrei) aus Gerste an. Achten Sie ausdrücklich auf einen Vermerk für glutenfreie Lebensmittel. Es gibt auch Malzextrakt aus Reis, welches kein Klebereiweiss (Gluten) enthält.

Neben Backwaren und Süssigkeiten süsst man mit Gerstenmalz "unauffällig" abgepackte Müslis, Snacks, Ketchup oder andere Fertigprodukte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, die tägliche Zufuhr freier Zuckerarten (auch Maltose) auf weniger als 5 % des Energiebedarfs zu beschränken.4 Bei verstecktem Gerstenmalzextrakt müssen Diabetiker besonders Acht geben. Die enthaltene Glucose lässt den Blutzuckerspiegel sehr schnell ansteigen.

Die unterschiedlichsten Bezeichnungen für zuckerhaltige Stoffe sind für Konsumenten sehr verwirrend. Möchten Sie Zucker weitgehend vermeiden, lesen Sie vor dem Kauf immer die Zutatenliste. Achten Sie z.B. auf das Element '-sirup' (z.B. Glucosesirup, Fructosesirup) oder '-ose' (z.B. Glucose, Fructose, Laktose, Raffinose …); aber auch Süssmolkenpulver, Fruchtsaft, Honig, Malzextrakt etc. sind Zucker. Derartige Zusatzstoffe sind häufig auch in Babynahrung "versteckt". Der Zuckerkonsum am Anfang des Lebens ist mit dem Zuckerkonsum in späteren Lebensphasen assoziiert. Ein hoher Zuckerkonsum steht unter anderem mit Übergewicht und Zahnkaries in Verbindung. Daher hat man in Deutschland zumindest in Produkten für Säuglinge und Kleinkinder diese Zucker-Zusatzstoffe 2020 verboten.6

Zuckeraustauschstoffe (süss schmeckende Zuckeralkohole wie Sorbit E420, Maltit E965 oder Lactit E966) oder Süssstoffe (synthetisch hergestellte Ersatzstoffe wie Cyclamat E952, Neotam E961, Stevioglykoside oder Steviosid E960, Xylit E968 etc.) sind als Gerstenmalzsirup Ersatz ebenfalls mit Vorsicht zu geniessen – die negativen gesundheitlichen Effekte sind nicht gänzlich geklärt.7

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Carboncloud, eine Klimainformationsplattform, gibt für Malzextrakt-Pulver einen CO2-Fussabdruck von 4,26 kg CO2eq/kg an. Davon machen 1,03 kg CO2eq/kg der benötigte Gerstenmalz aus. Verarbeitung und Landwirtschaft verursachen den Grossteil an Treibhausgasen.15

'All you can eat for climate' zufolge kommt Malzextrakt in etwa auf 0,8 kg CO2eq/kg. Damit ist diese Zutat um 50 % als der Durchschnitt an untersuchten Lebensmitteln.16

Auch wenn der Malzsirup klimafreundlich produzierbar ist, zeigt der Vergleich des Wasser-Fussabdrucks mit anderen Zuckerarten eher einen problematischen ökologischen Fussabdruck. Wir konnten zwar trotz umfangreicher Recherche keine Zahlen für den Wasser-Fussabdruck von Malzsirup finden, aber Daten zu den Zutaten: Um Gerste zu produzieren braucht es im globalen Durchschnitt, nach Mekonnen und Hoekstra, 1423 l/kg. Um daraus Malz zu erzeugen, kommen nochmals 1950 l/kg hinzu. Zuckerpflanzen kommen im Durchschnitt auf nur 197 l/kg: Zuckerrohr beispielsweise braucht 210 l/kg; unraffinierter Rohrzucker kommt auf 1666 l/kg, raffinierter auf 1782. Zuckerrüben brauchen nur 132 l/kg; Rohzucker aus Rüben kommt auf nur 865 l/kg. Und das wassersparendste süsse Lebensmitte ist Obst mit durchschnittlich 967 l/kg.17 In vielen Rezepten kann man Zuckersirup mit einem geriebenen Apfel ersetzen; Äpfel haben einen Wasser-Fussabdruck von 822 l/kg und einen CO2-Fussabdruck von 0,2 kg CO2eq/kg Bio-Äpfel.17,18

Die Energiequellen für den Herstellungsprozess und Anbaumethoden der Gerste können die ökologischen Effekte stark beeinflussen.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Die Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere der Einsatz von Pestiziden, hat sich stark negativ auf die Biodiversität ausgewirkt. Die biologische Landwirtschaft verursacht weniger negative Effekte auf die Tier- und Pflanzenwelt. Jedoch sind Tiere, die weite Gebiete durchstreifen, wie Vögel oder Schmetterlinge, auch von Pestiziden betroffen, wenn ihnen geschützte Gebiete zur Verfügung stehen.19,20

Weniger als 0,1 % der auf landwirtschaftlichen Flächen angewendeten Pestizide erreichen die Zielpflanze, während mehr als 99 % in die Umwelt gelangen und Risiken für die menschliche Gesundheit sowie Boden, Wasser und Ökosysteme darstellen. Pestizide können oft lange in der Umwelt fortbestehen – Verbote wirken nicht von heute auf morgen.25

Weltweites Vorkommen - Anbau

Malzsirup hat eine lange Geschichte und ist weltweit in vielen verschiedenen Formen und Anwendungen erhältlich. Seine industrielle Herstellung begann im 19. Jahrhundert, aber seine Ursprünge reichen weit in die menschliche Zivilisation zurück. Heute findet Malzsirup sowohl industriell als auch im Haushalt vielseitige Verwendung und ist in vielen Ländern leicht zu finden.21

Anbau - Ernte

Zum Anbau von Gerste können Sie HIER mehr lesen.

Industrielle Herstellung

Zuerst muss das gereinigte Getreide, meistens Gerste, keimen. Unter kontrollierten Bedingungen (Temperatur und Feuchtigkeit) keimt das Getreide ca. sieben Tage. Während diesem Prozess entsteht das Enzym Amylase, das Stärke in Zucker verwandeln kann. Durch Trocknen (Darren) stoppt man den Prozess. Um aus dem Malz (gekeimtes und getrocknetes Getreide) einen Sirup zu erzeugen, mahlt man es und vermischt es mit Wasser (Maische). So entsteht ein Zuckersirup, der im Anschluss je nach Rezeptur noch konzentriert, gekocht, gefiltert und schlussendlich in Flaschen abgefüllt erhältlich ist. Während dieses Prozesses ist die Temperaturkontrolle entscheidend, da verschiedene Enzyme bei unterschiedlichen Temperaturen optimal arbeiten. Der resultierende Malzsirup hat einen süssen Geschmack, der insbesondere in Backwaren- und Brauindustrie Verwendung findet.13

Weiterführende Informationen

Ähnlich wie Malzsirup klingt Maltitsirup. Maltit (E965) ist ein Zuckeraustauschstoff, hergestellt aus Maltose (gewonnen aus Maisstärke). Diesen fügt man meist kalorienreduzierten Lebensmitteln, Desserts, Eis, Marmelade, Kaugummi und Gebäck bei. Zudem dient er als Feuchthaltemittel, Süssungsmittel und Trägerstoff und hat in vielen Lebensmitteln keine Höchstmengenbeschränkung. In grösseren Mengen sagt man ihm dennoch eine abführende Wirkung zu.8

Inaktiver Malzextrakt ist nicht zu verwechseln mit dem enzymatisch aktiven Malz, dem Malzmehl oder Backmalz. Niedrige Temperaturen lassen die Enzyme aktiv bleiben und dienen z.B. beim Backen dazu, die Triebfähigkeit der Teige zu erhöhen. Man nennt sie auch diastatische Malzextrakte, da es sich bei den enthaltenen Enzymen um Diastasen (Alpha- und Beta-Amylasen) handelt.1,9 Auch diese aktiven Malzextrakte sind häufig in flüssiger und getrockneter Form erhältlich.

Malzextrakt dient als Nährmedium in der Mikrobiologie, z.B. im GYM-Medium10 als Nährstoff für Hefekulturen, sowie als Glanz- und Feuchtmittel.

Alternative Namen

Ergänzend zur Schreibweise Malzextrakt und Malzsirup findet man auch Malz-Extrakt, Gerstenmalzextrakt oder Gerstenmalz. Inaktives Malz nennt man gelegentlich auch Färbemalz oder Röstmalz. Im Englischen sind die Bezeichnungen 'barley malt syrup', 'barley malt extract' oder einfach 'malt syrup' üblich. Verwendet man Reis, nennt man das Produkt 'rice malt syrup'.

Literaturverzeichnis - 26 Quellen

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2.

Thompson S. Microbiological spoilage of high-sugar products. In: Sperber WH, Doyle MP, eds. Compendium of the Microbiological Spoilage of Foods and Beverages. Springer New York; 2009:301-324.

3.

USDA United States Department of Agriculture.

4.

WHO Weltgesundheitsorganisation. Reduzierung des Zuckergehalts von Lebensmitteln durch Ansetzen an der Versorgungskette. 2017.

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Frede W, ed. Handbuch für Lebensmittelchemiker. Springer Berlin Heidelberg; 2010: 278, 478 f.

6.

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7.

Süssungsmittel: Was sind Süssstoffe und Zuckeraustauschstoffe? Verbraucherzentrale.de. 2024.

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Das-ist-drin.de Maltit / Maltitsirup.

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Wander.ch Gerstenmalzextrakt.

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Carboncloud. Schweden. Malt extract, powderMalted barley.

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