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Liebstöckel - Gesundheit

Liebstöckel enthält wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe, die zur Gesundheit beitragen.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Realitätsnah zeigen wir Ihnen hier die Inhaltsstoffe von Gewürzen und Kräutern pro 1 g (statt pro 100 g wie üblich).

1 g Liebstöckel weist einen Kaloriengehalt von 0,48 kcal auf. Die Hauptnährstoffe setzen sich aus rund 0,01 g Fett, 0,04 g Proteinen und 0,08 g Kohlenhydraten zusammen.10

Besonders hervorzuheben ist der Gehalt an Vitamin A (6,67 µg/1g). Deutlich mehr Vitamin A findet man allerdings in rohen Bockshornkleeblättern (21 µg/1g), frischem Sauerampfer (12,5 µg/1g) oder in Wiesen-Kerbel (9 µg/1g). Vergleichbare Mengen sind in Curryblättern (6,3 µg/1g) und deutlich geringere Gehalte in frischer Petersilie (4,21 µg/1g) oder im rohen Schmalblättrigen Weidenröschen (2,86 µg/1g) zu finden.10

Die gesamten Inhaltsstoffe von rohem Liebstöckel, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Liebstöckel gesund? Zahlreiche In-vitro- und In-vivo-Studien wiesen auf potenziell positive gesundheitliche Wirkungen hin. Allerdings sind die Ergebnisse bisher nur in wenigen klinischen Studien überprüft und die wissenschaftliche Evidenz für die gesundheitlichen Vorteile ist noch begrenzt.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Liebstöckel kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Liebstöckel enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:

  • Isoprenoide: Terpene (Ätherische Öle): Monoterpene (Alpha-Thujen, Alpha-Pinen, Beta-Pinen, Carvacrol, Camphen, Caren, Sabinen, Myrcen, Alpha-Phellandren, Beta-Phellandren, Alpha-Terpinen, Gamma-Terpinen, p-Cymol, Beta-Ocimen, Terpinolen, Linalool, Ocimen, Terpinen-4-ol, Alpha-Terpineol, Carvon, Geraniol, Geranylacetat, Menthofuran, Thymol, Phytol), Sesquiterpene (Beta-Elemen, Gamma-Elemen, Beta-Farnesen, Beta-Selinen, Elemol, Germacren D, Spathulenol), Diterpene (Phytol), Triterpene (Saponine, Steroide)19,26,27
  • Alkaloide26
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure, Vanillinsäure, Syringasäure, Salicylsäure), Hydroxyzimtsäuren (Kaffeoylchininsäure, Zimtsäure, Chlorogensäure, Kaffeesäure, p-Cumarsäure, Ferulasäure, Sinapinsäure, Rosmarinsäure); Flavonoide: Flavone (Luteolin), Flavanole (Epicatechin), Flavonole (Rutin, Myricetin, Quercetin, Hyperosid, Astragalin); Tannine (Ellagsäure)19,24,25,26
  • Weitere organische Verbindungen: Aldehyde (Nonanal); Phenylpropanoide (Eugenol); Cumarine: Umbelliferon, Cumarin, Furanocumarine (Bergapten, Psoralen), Pyranocumarine; Lactone: Alkylphtalide (cis- und trans-Ligustilid, 3-Butylphtalid, cis- und trans-Butylidenphtalid, Sedanenolid), Sotolon; Polyacetylene (Falcarinol, Falcarindiol); Hydroxycarbonsäuren (Oxalsäure, Chininsäure, Zitronensäure, Apfelsäure)8,26,27

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Liebstöckel abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Für den typischen Geruch und Wirksamkeit von Liebstöckel sind die aromatischen Komponenten des ätherischen Öls v.a. die Alkylphthaliden (70 %) mit den Ligustiliden, sowie die Mono- und Sesquiterpene verantwortlich. Für das ätherische Öl von Liebstöckl (Wurzel, Same und Blatt) sind über 190 Verbindungen beschrieben. Je nach Reife und Alter der Pflanze unterscheidet sich das Öl in seiner Zusammensetzung.6 Die typische Magginote bewirkt die aromatische Verbindung Sotolon, die dem Geruch von Sellerie sehr ähnlich ist.8

Zahlreiche wissenschaftliche Studien beschreiben für Liebstöckel u.a. antioxidative und entzündungshemmende Effekte.17,19,26 Diese wichtigen therapeutischen und aromatischen Eigenschaften lassen sich vor allem auf den Gehalt an bioaktiven sekundären Pflanzenstoffen darunter ätherische Öle, Polyphenole (wie Flavonoide und Phenolsäuren), Polyacetylene, Cumarine (z. B. Furanocumarine und Pyranocumarine), Saponine und Alkaloide zurückführen.26

Mehrere In-vitro-Untersuchungen belegen eine ausgeprägte antibakterielle Wirkung des ätherischen Liebstöckelöls gegenüber zahlreichen Bakterienstämmen.6 In vitro wies man synergistische Effekte des Extrakts mit Antibiotika gegenüber Salmonella Typhimurium nach.14 Eine weitere Studie belegt Wirkungen gegen Mykobakterien und diverse Pilzstämme.8 Das ätherische Öl von L. officinale ist relativ aktiv gegen das Tuberkulosebakterium Mycobacterium tuberculosis.18

Cumarine und Furanocumarine finden sich hauptsächlich in der Wurzel und wirken geschnitten oder pulverisiert in Form von Tee eingenommen wassertreibend.8 Eine kleine Studie mit 18 Patienten deutet darauf hin, dass Liebstöckel die Bildung von Nierensteinen reduziert.8 Placebokontrollierte Humanstudien mit einem pflanzlichen Kombinationspräparat aus Liebstöckel, Tausendgüldenkraut und Rosmarin zeigen eine lindernde Wirkung bei Harnwegsinfektionen. Eine der placebokontrollierten Studien (an 659 Patienten) bezeugte einen signifikanten Nutzen des Arzneimittels, da man Antibiotikagaben vermeiden konnte.8 Liebstöckel (Levisticum officinale) zählt gemeinsam mit Goldrute (Solidago ssp.), Birke (Betula ssp.), Petersilie (Petroselinum crispum) und Sellerie (Apium graveolens) zu den stark harntreibenden Heilpflanzen (Skala: schwach, mittel, stark).2

Eine Tierstudie belegt die antidiabetischen Eigenschaften von Liebstöckelextrakten bei Ratten sowie Verbesserungen des Lipidprofils und des Insulinspiegels.19 Das Flavonoid Quercetin reduziert zudem die Glukoseaufnahme bei diabetischen Ratten, fördert die Regeneration der Bauchspeicheldrüse und regt die Insulinfreisetzung an. Die Terpene Thymol und Phytol sowie die Phtalide zeigen blutzucker- und fettstoffwechselsenkende Wirkungen.19,27

Das Alkylphtalid Ligustilid zeigt in Mäusemodellen eine schmerzstillende Wirkung, die mit der von Acetylsalicylsäure vergleichbar ist, sowie in vitro eine krampflösende Wirkung.2,8,11 Mehrere In-vivo-Studien an Ratten belegen Verbesserungen beim Lernen und neuroprotektive Wirkungen15 durch Liebstöckel-Extrakt sowie eine Förderung des Wachstums von Nervenzellen im Hippocampus.8

Den leberschützenden (hepatoprotektiven) Effekt von Liebstöckel prüfte man an Tiermodellen mit dem Herbizid Paraquat.17 Eine Studie konnte wachstumshemmende Effekte durch Butylphthalid in vitro und in vivo an Tumorzellen bei Ratten nachweisen.8

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Furanocumarine können unter Einwirkung von langandauernder oder starker UV-Strahlung eine Hauterkrankung (Photodermatose) begünstigen. Bei therapeutischer Anwendung von Liebstöckel ist nicht mit phototoxischen, photokanzerogenen oder -mutagenen Wirkungen zu rechnen. Insbesondere, wenn man die Heilpflanze als Tee zubereitet, da die Furocumarine eine geringe Wasserlöslichkeit haben.2,4,8,12 Zur Sicherheit sollte man bei längerer Anwendung intensives Sonnenbaden und UV-Bestrahlung vermeiden.11

Das enthaltene Falcarindiol wirkt fungizid, antibakteriell und toxisch, kommt jedoch in so geringen Dosen vor, dass es nicht weiter bedenklich ist. Es verursacht keine Kontaktallergien - anders als das in Efeu enthaltene Falcarinol.4

Bei akuten entzündlichen Erkrankungen des Nierenparenchyms4,8 (Hauptnierengewebes) sollte man Zubereitungen aus Liebstöckelwurzeln meiden; genauso bei eingeschränkter Nierenfunktion.4 Die Durchspülungstherapie ist bei Ödemen wegen eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit kontraindiziert.8

Für die Nutzung bei Kindern und Jugendlichen sowie während Schwangerschaft und Stillzeit liegen bisher keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor, weshalb das HMPC (Herbal Medicinal Product Committee) entsprechende Anwendungen für diese Personengruppen nicht empfiehlt.3,8

Verwechslungsgefahr und Verwechslungsmöglichkeiten

Infos zu Verwechslungen mit anderen ungiftigen und giftigen Doldenblütlern finden Sie in unserem Text zur essbaren Wildpflanze Giersch unter dem gleichnamigen Untertitel.

Verwendung als anerkannte Heilpflanze

Das HMPC hat Liebstöckelwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Die Wurzel dient zur Erhöhung der Harnmenge als Durchspülungstherapie: Sie wirkt unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden.3,4,8 Wichtig ist, dass man während einer Therapie mindestens zwei Liter Wasser pro Tag trinkt.11

Gemäss Europäischem Arzneimittelbuch fallen unter die Bezeichnung Liebstöckelwurzel (Levistici radix) Wurzelbestandteile und ganze oder geschnittene, getrocknete Rhizomteile von Levisticum officinale W.D.J. Koch.3,8 In ganzen Pflanzenbestandteilen muss mind. 0,4 % ätherisches Öl und in geschnittenen mind. 0,3 % ätherisches Öl enthalten sein.8

Zur Teezubereitung verwendet man geschnittene Wurzeln. Die Tagesdosierung liegt bei 4-6 g, aufgeteilt auf zwei Tassen täglich.3,8 Pulverisierte Wurzel nimmt man über Dragees ein, wässrige Extrakte in Tropfen.3 Die übliche Dosis einer Tinktur beträgt dreimal täglich 0,5-2 ml.2

Die Anwendungsdauer ist auf zwei bis vier Wochen zu beschränken. Bei Verschlechterung von Symptomen wie Harnverhalten, Krämpfen, Blut im Urin sowie Fieber oder, wenn sich die Krankheitssymptome trotz Anwendung nicht bessern, muss man einen Arzt aufsuchen.8

Volksmedizin - Naturheilkunde

Das BGA (Bundesgesundheitsamt in Deutschland) führt auf Beipackzetteln von Präparaten und Arzneimitteln mit Maggi-Kraut Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Aufstossen und Sodbrennen als Indikationen auf.7 Eingehende bestätigende Untersuchungen fehlen, doch der schwach bittere Geschmack rechtfertigt die Verwendung.1,8

Einige Autoren nennen unterstützende Wirkungen äusserlich bei schlecht heilenden Wunden und innerlich zur Entkrampfung im Magen-Darm-Bereich, zum Entblähen, bei entzündlichen Harnwegserkrankungen,1,6 Verdauungsschwäche, Magenbeschwerden,6 rheumatischen Beschwerden, Menstruationsstörungen, Migräne und Gicht7 (volkstümliche Bezeichnungen: Gichtwurz, Gichtstock). Die Verwendung von Maggikraut als schleimlösendes Mittel bei Katarrhen8,12 ist wissenschaftlich nicht untermauert.8 In der iranischen Volksmedizin schreibt man Liebstöckel positive Eigenschaften bezüglich Fettstoffwechsels zu, was wissenschaftlich nicht dokumentiert ist.19

Literaturverzeichnis - 19 Quellen

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