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Liebstöckel - Gesundheit

Liebstöckel enthält wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe, die zur Gesundheit beitragen.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Realitätsnah zeigen wir Ihnen hier die Inhaltsstoffe von Gewürzen und Kräutern pro 1 g (statt pro 100 g wie üblich).

1 g Liebstöckel weist einen Kaloriengehalt von 0,48 kcal auf. Die Hauptnährstoffe setzen sich aus rund 0,01 g Fetten, 0,04 g Proteinen und 0,08 g Kohlenhydraten zusammen.10

Besonders hervorzuheben ist der Gehalt an Vitamin A (6,67 µg/1g). Deutlich mehr Vitamin A findet man allerdings in rohen Bockshornkleeblättern (21 µg/1g), frischem Sauerampfer (12,5 µg/1g) oder in Wiesen-Kerbel (9 µg/1g). Vergleichbare Mengen sind in Curryblättern (6,3 µg/1g) und deutlich geringere Gehalte in frischer Petersilie (4,21 µg/1g) oder im rohen Schmalblättrigen Weidenröschen (2,86 µg/1g) zu finden.10

Die gesamten Inhaltsstoffe von rohem Liebstöckel, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Liebstöckel gesund? Dazu bestehen zahlreiche In-vitro- und In-vivo-Studien, deren vielseitige Ergebnisse man bisher nur in wenigen klinischen Studien überprüft hat. Aus einer kleinen Studie an 18 Patienten mit Cystinurie lässt sich ableiten, dass Liebstöckel eine nierenprotektive Wirkung hat und die Entstehung von Nierensteinen reduziert.8 Placebokontrollierte Humanstudien für ein pflanzliches Kombinationspräparat aus Liebstöckel, Tausendgüldenkraut und Rosmarin zeigten mehrfach eine lindernde Wirkung bei Harnwegsinfektionen. Eine der placebokontrollierten Studien (an 659 Patienten) bezeugte einen signifikanten Nutzen des Arzneimittels, da man Antibiotikagaben vermeiden konnte.8 Neben Goldrute (Solidago spp.), Birke (Betula spp.), Petersilie (Petroselinum crispum) und Sellerie (Apium graveolens) ist Liebstöckel eine stark harntreibende Heilpflanze (Skala: schwach, mittel, stark).2

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Liebstöckel kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Liebstöckel enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:

  • Isoprenoide: Ätherische Öle; Terpene: Triterpene (Saponine, Steroide: Phytosterole), Monoterpene (Alpha-Thujen, Alpha-Pinen, Beta-Pinen, Camphen, Sabinen, Myrcen, Alpha-Phellandren, Beta-Phellandren, 3-Carene, Alpha-Terpinen, Gamma-Terpinen, p-Cymol, Beta-Ocimen, Terpinolen, Linalool, Ocimen, Terpinen-4-ol, Alpha-Terpineol, Carvon, Geraniol, Geranylacetat), Sesquiterpene (Beta-Elemen, Gamma-Elemen, Beta-Farnesen, Beta-Selinen, Elemol, Germacren B, Spathulenol), Aldehyde (Nonanal)19,26,27
  • Alkaloide26
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure, Vanillinsäure, Syringasäure, Salicylsäure, Ellagsäure), Hydroxyzimtsäuren (Zimtsäure, Chlorogensäure, Kaffeesäure, p-Cumarsäure, Ferulasäure, Sinapinsäure, Rosmarinsäure); Flavonoide: Flavone (Luteolin), Flavanole (Epicatechin, Catechin), Flavonole (Rutin, Myricetin, Quercetin, Hyperosid, Astragalin); Cumarine: Umbelliferon, Furanocumarine (Bergapten und Psoralen), Pyranocumarine; Tannine19,24,25,26
  • Weitere organische Verbindungen: Phthalide: Alkylphthalide (cis- und trans-Ligustilid, 3-Butylphthalid, cis- und trans-Butylidenphthalid, Sedanenolid); Alkohole: Polyacetylene (Falcarinol und Falcarindiol); Sotolon8

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Liebstöckel abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Die frischen Früchte weisen 0,9 % und die Wurzel 0,4-1,7 % ätherisches Öl auf - mit bis zu 70 % Alkylphthaliden.12 Je nach Reife und Alter der Pflanze unterscheidet sich das Öl in seiner Zusammensetzung. Den charakteristischen Geruch machen die Alkylphthalide, darunter Ligustilid, aus. Sie bestimmen die Wirksamkeit der Heilpflanze.1 Neben dem ätherischen Öl ist der Inhaltsstoff Sotolon ausschlaggebend für das Aroma.8,13 Dieser ist für die typische Magginote verantwortlich.8 Sotolon ist ein starker Aromastoff, der in niedriger Konzentration nach Ahornsirup, Karamell oder verbranntem Zucker, in hoher Konzentration nach Currypulver, Liebstöckel oder Bockshornklee riecht.

In mehreren In-vitro-Untersuchungen konnte man eine ausgeprägte antibakterielle Wirkung des ätherischen Liebstöckelöls gegenüber zahlreichen Bakterienstämmen belegen.6 In vitro wies man synergistische Effekte des Extrakts mit Antibiotika gegenüber Salmonella Typhimurium (Salmonella enterica serotype Typhimurium) nach.14 Eine weitere Studie belegt Wirkungen gegen Mykobakterien und diverse Pilzstämme.8 Das ätherische Öl von L. officinale ist relativ aktiv gegen das Tuberkulosebakterium Mycobacterium tuberculosis.18

In vitro bescheinigte man für das in Liebstöckel enthaltene Phthalid Ligustilid eine krampflösende Wirkung.2,11 Ligustilid könnte zudem für entzündungshemmende und schmerzstillende Effekte verantwortlich sein. In zwei Mäusemodellen zeigten 10 mg Ligustilid pro kg dieselben schmerzlindernden Ergebnisse wie 200 mg Acetylsalicylsäure pro kg.8

1937 konnte man eine Steigerung der Urinmenge bei Kaninchen und Mäusen durch die Infusion von Liebstöckel feststellen.8 Die diuretische Wirkung erklären sich einige Autoren durch die Terpenderivate im ätherischen Öl.4,7,8

Mehrere In-vivo-Studien an Ratten zeigten lernsteigernde und neuroprotektive Wirkungen15 von Liebstöckel-Extrakt. Die Erklärung liegt in der Erhöhung eines neuronalen Wachstumsfaktors sowie der Neurogenese im Hippocampus.8 Wachstumshemmende Effekte eines Inhaltsstoffes (Butylphthalid) stellten Wissenschaftler in vitro und in vivo an Tumorzellen bei Ratten fest.8

Den leberschützenden (hepatoprotektiven) Effekt von Liebstöckel prüfte man an Tiermodellen mit dem Herbizid Paraquat. Wasserextrakte von Levisticum officinale haben eine hohe antioxidative Wirkung, die vor den möglichen Schäden durch das Herbizid schützen können.17

In einer Tierstudie untersuchte man die antidiabetischen Aspekte von Liebstöckel. Durch die Verabreichung von hydroalkoholischem Stamm- und Blattextrakt vor einer Glukosebelastung konnte man den Blutglukosespiegel während 14 Tagen signifikant senken. Dadurch verbesserten sich weitere kritische Spiegel, z.B. das Lipidprofil und "Insulinhormon", von Ratten mit Diabetes. Die Ergebnisse belegen, dass Liebstöckel bedeutende antidyslipidämische und antioxidative Eigenschaften aufweist. Zudem deuten Untersuchungen darauf hin, dass elf der enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, insbesondere die Flavonoide, das Verdauungsenzym α-Amylase hemmen können, was möglicherweise seine blutzuckersenkende Wirkung erklärt.19

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Furanocumarine können unter Einwirkung von langandauernder oder starker UV-Strahlung eine Hauterkrankung (Photodermatose) begünstigen. Bei therapeutischer Anwendung von Liebstöckel ist nicht mit phototoxischen, photokanzerogenen oder -mutagenen Wirkungen zu rechnen. Insbesondere, wenn man die Heilpflanze als Tee zubereitet, da die Furocumarine eine geringe Wasserlöslichkeit haben.2,4,8,12 Zur Sicherheit sollte man bei längerer Anwendung intensives Sonnenbaden und UV-Bestrahlung vermeiden.11

Das enthaltene Falcarindiol wirkt fungizid, antibakteriell und toxisch, kommt jedoch in so geringen Dosen vor, dass es nicht weiter bedenklich ist. Es verursacht keine Kontaktallergien - anders als das in Efeu enthaltene Falcarinol.4

Bei akuten entzündlichen Erkrankungen des Nierenparenchyms4,8 (Hauptnierengewebes) sollte man Zubereitungen aus Liebstöckelwurzeln meiden; genauso bei eingeschränkter Nierenfunktion.4 Die Durchspülungstherapie ist bei Ödemen wegen eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit kontraindiziert.8

Für die Nutzung bei Kindern und Jugendlichen sowie während Schwangerschaft und Stillzeit liegen bisher keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor, weshalb das HMPC (Herbal Medicinal Product Committee) entsprechende Anwendungen für diese Personengruppen nicht empfiehlt.3,8

Verwechslungsgefahr und Verwechslungsmöglichkeiten

Infos zu Verwechslungen mit anderen ungiftigen und giftigen Doldenblütlern finden Sie in unserem Text zur essbaren Wildpflanze Giersch unter dem gleichnamigen Untertitel.

Verwendung als anerkannte Heilpflanze

Das HMPC hat Liebstöckelwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Die Wurzel dient zur Erhöhung der Harnmenge als Durchspülungstherapie: Sie wirkt unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden.3,4,8 Wichtig ist, dass man während einer Therapie mindestens zwei Liter Wasser pro Tag trinkt.11

Gemäss Europäischem Arzneimittelbuch fallen unter die Bezeichnung Liebstöckelwurzel (Levistici radix) Wurzelbestandteile und ganze oder geschnittene, getrocknete Rhizomteile von Levisticum officinale W.D.J. Koch.3,8 In ganzen Pflanzenbestandteilen muss mind. 0,4 % ätherisches Öl und in geschnittenen mind. 0,3 % ätherisches Öl enthalten sein.8

Zur Teezubereitung verwendet man geschnittene Wurzeln. Die Tagesdosierung liegt bei 4-6 g, aufgeteilt auf zwei Tassen täglich.3,8 Pulverisierte Wurzel nimmt man über Dragees ein, wässrige Extrakte in Tropfen.3 Die übliche Dosis einer Tinktur beträgt dreimal täglich 0,5-2 ml.2

Die Anwendungsdauer ist auf zwei bis vier Wochen zu beschränken. Bei Verschlechterung von Symptomen wie Harnverhalten, Krämpfen, Blut im Urin sowie Fieber oder, wenn sich die Krankheitssymptome trotz Anwendung nicht bessern, muss man einen Arzt aufsuchen.8

Volksmedizin - Naturheilkunde

Das BGA (Bundesgesundheitsamt in Deutschland) führt auf Beipackzetteln von Präparaten und Arzneimitteln mit Maggi-Kraut Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Aufstossen und Sodbrennen als Indikationen auf.7 Eingehende bestätigende Untersuchungen fehlen, doch der schwach bittere Geschmack rechtfertigt die Verwendung.1,8

Einige Autoren nennen unterstützende Wirkungen äusserlich bei schlecht heilenden Wunden und innerlich zur Entkrampfung im Magen-Darm-Bereich, zum Entblähen, bei entzündlichen Harnwegserkrankungen,1,6 Verdauungsschwäche, Magenbeschwerden,6 rheumatischen Beschwerden, Menstruationsstörungen, Migräne und Gicht7 (volkstümliche Bezeichnungen: Gichtwurz, Gichtstock). Die Verwendung von Maggikraut als schleimlösendes Mittel bei Katarrhen8,12 ist wissenschaftlich nicht untermauert.8 In der iranischen Volksmedizin schreibt man Liebstöckel positive Eigenschaften bezüglich Fettstoffwechsels zu, was wissenschaftlich nicht dokumentiert ist.19

Literaturverzeichnis - 20 Quellen

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