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Reismilch - Ökologischer Fussabdruck

Reismilch hat einen hohen ökologischen Fussabdruck. Besser ist Hafermilch (wenn regional angebaut).

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Der Reis für die Reisdrinks in Europa stammt meist aus Italien oder Spanien, was sich bei einem täglichen Verbrauch negativ auf die persönliche Ökobilanz auswirkt. Im Vergleich dazu ist der ökologische Fussabdruck bei Haferdrinks, Sojadrinks oder Hirsedrinks deutlich besser, vorausgesetzt, die Produkte stammen aus regionalem Anbau.

Die Umweltbilanz von Reismilch ist schlechter im Vergleich zu anderen pflanzlichen Milchsorten. So erzeugt der Reisanbau deutlich mehr Treibhausgase. Nassreisanbau setzt durch Fäulnisprozesse Methan frei und beim Trockenreisanbau entweicht Lachgas in die Luft. Der häufige Einsatz von Pestiziden beim konventionellen Anbau von Reis sorgt für die Verunreinigung des Bodens, daher sollte man stets Bio-Reisprodukte kaufen.

Lange Transportwege, die starke Verarbeitung und der Verkauf in Getränkekartons lassen die Ökobilanz ebenfalls eher schlecht ausfallen.

Viele Reisdrinks sind mit Calcium angereichert. Man verwendet bei Getreidedrinks überwiegend den Algenkalk von abgestorbenen Algen (Lithothamnium calcareum), je nach Hersteller aus unterschiedlichen Regionen, z.B. aus der Nordsee oder dem Atlantischen Ozean. Auch wenn hier nicht die lebendigen Algen Verwendung finden, sondern man die abgestorbenen Teile vom Meeresboden sammelt, besteht die Frage, ob dies für Bioprodukte erlaubt ist.15 Ein deutsches Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass die Anreicherung gegen die EU-Bio-Verordnung verstösst. Allerdings hat man das Urteil 2018 an den Europäischen Gerichtshof für einen definitiven Entscheid weitergeleitet. Die Bio-Suisse hat 2018 nach einer gründlichen Prüfung entschieden, dass die Zugabe dieses Mineralstoffs nicht zugelassen ist.16 Laut EU-Durchführungsverordnung 2019 steht Algenkalk aus natürlichem Ursprung wieder auf der Liste.17 Einzelne Bioverbände können die Verwendung erlauben oder nicht.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Weltweites Vorkommen - Anbau

Lange war Sojamilch der beste Ersatz für Kuhmilch. Das Verfahren für alternative Milchersatzgetränke, wie z.B. Haferdrinks, entwickelten Forscher 1993 in Schweden.

Reis ist das zweitwichtigste Getreide der Welt und für ca. die Hälfte der Weltbevölkerung ein Hauptnahrungsmittel. Vor allem im asiatischen Raum verwendet man Reis für alle möglichen Gerichte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass 90 % der Reisproduktion in asiatischen Ländern wie China, Indien, Japan und Thailand stattfinden.12 Doch auch Brasilien und die USA sowie europäische Länder wie Italien, Spanien und Frankreich bauen Reis an.

Industrielle Herstellung

Der geerntete Vollkornreis ist im ersten Schritt fein auszumahlen, danach kocht man ihn mit Wasser und vermaischt ihn. Diese cremig-schleimige Maische ist nun zu fermentieren. Dabei bauen zugesetzte Enzyme die langkettige Stärke in Mehrfachzucker um, wodurch der Drink seine milde Süsse erhält. Danach ist der wässrige Getreidebrei in mehreren Schritten zu sieben und zu filtrieren. Der Filterrückstand ist als Viehfutter nutzbar. Das nun wässrig erscheinende Filtrat emulgiert man mit Pflanzenöl (z.B. meist Sonnenblumenöl oder Distelöl), um es geschmacklich zu verbessern, denn Reis ist beinahe fettfrei.

Reis enthält mehr pflanzliches Lecithin als Hafer, weshalb man bei der Reismilch-Herstellung darauf verzichten kann. Lecithin ist ein Bestandteil der tierischen und menschlichen Zellmembran und ermöglicht das Emulgieren von Fetten und Wasser. Es hat ausserdem stabilisierende, hydratisierende, homogenisierende und texturverbessernde Eigenschaften und ist daher ein beliebter Zusatzstoff in Lebensmitteln.13

Für einen vollmundigeren Geschmack kann man der Getreidemilch noch etwas Meersalz zusetzen. Durch das Homogenisieren verteilen sich die Inhaltsstoffe besser. Eine längere Haltbarkeit gewährleistet man mit der Ultrahocherhitzung. Ausserdem verkleistert dieser Vorgang die enthaltene Stärke und macht das Getränk gelartig. So ist das Geschmacksempfinden im Mund ähnlich wie bei tierischer Milch.1

Weiterführende Informationen

Der Begriff "Reismilch" ist eigentlich nicht korrekt, denn der Begriff Milch ist rechtlich geschützt (EU-Verordnung Nr. 1308/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Dezember 2013). Als Milch darf man nur Produkte bezeichnen, die man durch das Melken eines Euters gewinnt (Kuhmilch, Schafmilch, Ziegenmilch). Pflanzliche Milchalternativen findet man im Handel daher meist unter dem Namen "Getränk" oder "Drink".

Ähnliche pflanzliche Getränke

Weitere Getränke auf pflanzlicher Basis (Pflanzenmilch), die in der Küche häufig als Milchersatz (Milch-Ersatz) Verwendung finden, sind etwa Mandeldrink, Haferdrink und Sojadrink.

Alternative Namen

Neben Reismilch und Reisdrink findet man auch die Schreibweise Reis-Drink oder Reis Milch, gelegentlich mit dem Zusatz Vollkorn. Im Englischen bezeichnet man Reisdrink als rice milk, man findet aber auch rice drink oder brown rice drink.

Sonstige Anwendungen

Auch in der Kosmetikindustrie findet Reismilch Verwendung. Man sagt der Reismilch nach, dass die darin enthaltenen Antioxidantien und Säuren die Haut gegen UV-Strahlung schützen sollen und Falten sowie Flecken reduzieren können. Bei einem Sonnenbrand soll Reismilch helfen, die gereizte Haut zu beruhigen. Die Zutat Reismilch findet man in Seifen, Reinigungswassern und Duschbädern. Auch in Haarprodukten setzt man Reisdrink ein: Man verwendet ihn heute in Shampoos, Conditionern und Haarmasken. Nicht Reismilch, sondern Reiswasser gehört vor allem in Japan zur traditionellen Haarpflege-Routine14 und bereichert auch heute viele Kosmetikprodukte. Die fermentierte Variante des Reiswassers soll noch wirksamer sein.18

Literaturverzeichnis - 8 Quellen

1.

Unabhängige Gesundheitsberatung. Reisdrink Warenkunde.

12.Blumenthal A., Stransky M. Ernährung und Lebensmittel von A-Z. Editions M, 1. Auflage 1993.
13.

Chiplunkar PP, Pratap AP. Ultrasound assisted synthesis of hydroxylated soybean lecithin from crude soybean lecithin as an emulsifier. J Oleo Sci. 2017;66(10):1101–1108.

14.

Inamasu S, Ikuyama R et al. The effect of rinse water obtained from the washing of rice (Yu-su-ru) as a hair treatment. International Journal of Cosmetic Science. 2010;32(5):392–393.

15.Deutschlandfunknova.de Milchersatz-Getränke. Sojamilch: Mit Kalziumzusatz aus Algen.
16.Bio Suisse. Erläuterungen zu den Richtlinienänderungen Teil III 2018 (pdf).
17.

Amtsblatt der Europäischen Union. Durchführungsverordnung (EU) 2019/2164 der Kommission vom 17. Dezember 2019 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 889/2008.

18.

Hunaefi D, Akumo DN et al. The effect of lactobacillus plantarum atcc 8014 and lactobacillus acidophilus ncfm fermentation on antioxidant properties of selected in vitro sprout culture of orthosiphon aristatus (Java tea) as a model study. Antioxidants. 2012;1(1):4–32.

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