Halten Öle im Supermarkt was ihre Aufschrift verspricht?
Ein "Marktcheck"-Reporter zeigt, wie bei angeblich hochwertigen Olivenölen der "Klasse" extra virgin (extra vergine) sogenanntes "Panschen" (Vermischen) vorkommt. Er macht sich auf die Spur der Fälscher. In Italien ermittelt man gegen mehrere Olivenölproduzenten, die minderwertige Öle falsch deklariert und verkauft haben sollen. Allerdings kann man erkennen, dass die Dunkelziffer sehr hoch sein muss, denn die meisten Veränderungen und Vermischungen, die vorkommen, sind nach EU-Gesetzen erlaubt.
"Marktcheck" deckt auf, wie aus minderwertigem Öl und einigen Zusatzstoffen ein angeblich hochwertiges Öl "extra vergine" entsteht und man selbst Experten hinters Licht führt. Sendedatum: 27.05.2017
1:24 Da auf fast alle Flaschen "Natives Olivenöl extra" oder "extra vergine" (sehr gute Klasse) steht, wollte der Reporter von Marktcheck wissen, was ein richtig gutes Olivenöl ausmacht. Lebensmittelchemiker Dr. Christian Gertz erklärt, dass es verschiedenen Sorten Olivenöl gibt. Laut der Europäische Union teilt man Olivenöl in drei Kategorien ein: extra natives (die höchste Qualität), natives (ohne raffiniertes Öl drin) und Lampantöl (nicht zum Verzehr geeignet).
Anmerkung (aus Wikipedia): Dies gefolgt von fünf weiteren Olivenölqualitäten, die meist nicht zum direkten Verkehr zugelassen sind, wie auch Lampantöl nicht. Der Name Lampantöl stammt vom Lampenöl der Öllampen. Verzehrbare Ausnahme ist "Olivenöl" mit weniger als 1 % Säuregehalt, das aber nur 1 % natives Öl enthalten muss. Nicht näher bezeichnetes Olivenöl besteht also aus raffiniertem (geschmacklosen) Öl, dem man natives Öl von mindestens 1 % zusetzt. Die letzte Position, Oliventresteröl, ist ebenfalls zum Verzehr geeignet und besteht aus raffiniertem Oliventresteröl. Es muss ebenfalls mindestens 1 % natives Olivenöl enthalten ... Das sind billige Öle, die Nahrungsmittelindustrien verwenden können. Die hohen Preisunterschiede bei den nativen Ölen haben meist nichts mit Qualität zu tun, fanden die Tester heraus.
3:24: Wie man echtes extra vergine Olivenöl produziert (von der Ernte bis zum Verkauf), zeigt man beim Bauernhof von Adriano Merz in Lamporecchio, Toscana. Für ein natives Olivenöl extra bringt man die reifen Oliven so schnell wie möglich zur Mühle. Schon bei der Ernte sind die Früchte eigentlich sorgsam zu pflücken. Die Praxis sieht doch etwas anders aus. Übrigens: Ein Olivenbaum kann nur ungefähr einen Liter hochqualitatives Olivenöl produzieren.
8:15: Adriano Merz (Oliven-Bauer und Herausgeber von "Merum", einem Fachmagazin für Öl und Wein) teilt schockierende Informationen mit, denn er liess 31 verschiedene Olivenöle aus Deutschen Supermärkten kaufen und nach Italien bringen. Dann liess er diese in Florenz bei der offiziellen Teststelle testen. Resultat: Es gab nur ein Olivenöl, das man wirklich als extravergine bezeichnen könne. Was an Olivenöl produziert wird, hat mit dem, was es im Handel gibt, nur wenig zu tun. Der grosse Teil der Produktion der Olivenbäume ist minderwertiges Lampantöl. Dieses muss man erst bearbeiten, bevor es für den Menschen konsumfähig ist. Nur ein Bruchteil der Ernte ist natives Olivenöl extra. Der Handel bewirbt genau das Gegenteil, denn die Konsumenten sind so erzogen, dass sie extra natives Öl wollen.
10:25: Dr. Christian Gertz liess man als Gegenprobe 20 verschiedene Olivenöle der Klasse "nativ extra" testen. Auch die stammten von Supermärkten. Geprüft hat man mehrere Kriterien. Nur drei von diesen Ölen waren qualitativ in Ordnung.
16:05: Auf einem Olivenheim im Süden von Katalonien, Spanien, erklärt Josep Maria Mallafré dass aus Oliven, die auf den Boden fallen und zu faulen beginnen nur noch Lampantöl entstehen kann. Aber man kann dieses Lampantöl chemisch bearbeiten, mischen und für den Konsum als "natives extra Olivenöl" verkaufen. Der Preisunterschied ist riesig.
20:00: Der Reporter zeigt auf wie leicht es in der Wirklichkeit ist, die EU-Vorgaben auszunutzen, um aus altem, schlechtem, nicht verzehrbaren Abfall-Öl ein "extra natives Olivenöl" entstehen zu lassen. In einem Labor in Berlin liess er das Olivenöl mit Wasserdampf behandeln, um den schlechten Geruch heraus zu ziehen. Danach mischte man es mit einem hochqualitativen Olivenöl.
Man erstellte dann professionelle Etiketten nach EU-Norm, füllte ab in die typischen Flaschen für "extra vergine" und führt eine Marktanalyse durch. Resultat: Die Verbraucher haben es bei der Probekostung als "extra natives Olivenöl" bezeichnet. Das Ergebnis des offiziellen Testers war das gleiche.
Laut Dr. Jens Schaps, ein Experte der EU-Kommission, sollte man neue Richtlinien erstellen und bessere Kontrollen einführen, um die Mischung zwischen Lampantöl und extra virgine Öl klar unterscheidbar zu haben. Lobbyarbeit durch die Branche hat die heutigen Vorschriften entstehen lassen.
30:00: "Marktcheck" trifft Raffaele Guariniello, den Staatsanwalt, der die Ermittlungen angestossen hatte. In Italien ist er ein berühmter Dopingjäger, der nun gegen den Betrug bei Olivenöl vorgehen will.
32:30: Zusammen mit Luca Veglia von der italienischen Antibetrugseinheit ICQRF begleitet der Reporter eine Razzia der Polizei, die immer wieder falsch deklariertes Öl entdeckt. Eine Öl-Probe wurde in einem italienischen Labor analysiert und auch von Dr. Gertz bewertet. Erstaunlicherweise, führte es zu ganz widersprüchlichen Ergebnissen. Laut der Analyse des Spezialisten Dr. Gertz hatte man das Öl mit Palmöl gemischt. Dasselbe Öl stufte das Labor in Italien, als "extravergine" (extravirgine) ein.
40:15: Den Kontrollinstitutionen ist bekannt, dass nicht alle Produkte, die als "extra natives Öl" deklariert sind, auch tatsächlich natives Olivenöl sind. Doch sie können sich nur an die Prozeduren halten, die in die EU Verordnung festgelegt sind. Und diese lassen allerlei Schummeleien zu.
Rechenprobe zur Veranschaulichung der Marktlage: Im Schnitt produziert Italien 395'000 t. Olivenöl. Die Italiener verbrauchen schon 610'000 t und 219'000 t. gehen in den Export ...
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Was das Video nicht aufdeckt ist der grosse gesundheitliche Unterschied zwischen Olivenöl und Rapsöl: Olivenöl weist fast das Doppelte an gesättigten Fetten (Fettsäuren) auf als Rapsöl. Von diesen gesättigten Fetten erhalten wir sowieso schon zu viel (auch wenn der Körper einen Anteil davon verwenden kann). Hingegen von den besonders gesunden omega-3-Fettsäuren weist Olivenöl nur gerade 0,76 g/100ml aber Rapsöl 9,1 g/100ml auf. Das sind rund 12 MAL weniger, nur um die beiden wichtigsten Kriterien aufzuzeigen.
Olivenöl hat zudem ein schlechtes Verhältnis zwischen der entzündungsfördernden Linolsäure (LA, omega-6) und der entzündungsverhindernden alpha-Linolensäure (ALA, omega-3) von 12:1, während Rapsöl da mit 2:1 glänzt. Siehe die Tabellen bei den Rezept-Zutaten Olivenöl und Rapsöl. Warum Marktmacht "die Puppen tanzen lässt" kann man aus der Buchbesprechung "Salt Sugar Fat" erfahren.